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Gute Kohlefür das Grillgut

Wald Selbst FSC-zertifizierte Holzgrillkohle ist nicht immer ökologisch. Nun gibt es eine Alternative, die aber ihren Preis hat

Lecker, aber irgendwie schlecht fürs Klima Foto: Markus C. Hurek/dpa/picture alliance

von Yvonne Elfriede Hein

BERLIN taz | Ökologisch zu grillen ist gar nicht so einfach: Bei einem Großteil der Grillkohle ist die Herkunft unbekannt und beinhaltet zudem Tropenhölzer. Das Start-up „Nero“ aus dem baden-württembergischen Kirchberg möchte eine nachhaltigere Alternative anbieten und als erster Anbieter ökologische und tropenholzfreie Grillkohle verkaufen.

In Deutschland werden nach Angaben der Organisation True Forest Trust (TFT) jährlich rund 240.000 Tonnen Grillkohle verbrannt. Nur ungefähr ein Achtel der angebotenen Grillkohle stammt aus Deutschland, der Rest wird importiert.

TFT setzt sich weltweit für den Schutz und Erhalt von Wäldern ein und sieht in Holzimporten ein ökologisches Problem: Weniger als ein Viertel der Holzkohle ist zertifiziert und stammt damit nachweislich aus kontrollierten Forstwirtschaften und nicht aus illegalen Waldrodungen. Zudem sind sogar in FSC-zertifizierter Holzkohle Tropenhölzer zu finden. Laut der TFT-Studie waren rund 56 Prozent der 2016 verkauften Grillkohlesäcke voll und ganz mit Tropenhölzern gefüllt. In acht Prozent der Kohlesäcke waren Tropenhölzer anteilig zu finden. Lediglich ein Drittel der angebotenen Kohle aus dem Einzelhandel war frei von Holz aus dem Regenwald.

Zwar werden FSC-Regenwälder nach strengeren Richtlinien bewirtschaftet als heimische Wälder, allerdings gibt es bei der Überprüfung der Standards große Lücken und die Kontrollen werden angekündigt, kritisiert Biologin und Waldexpertin Jutta Kill. „Ein erheblicher Anteil des angeblich kontrollierten Holzeinschlags ist illegal.

In 2016 wurden etwa beim FSC-zertifizierten Holzunternehmen Jari Florestal große Bestände illegal geschlagener Edelhölzer sichergestellt. Zudem öffne der Holzabbau in Regenwäldern oft die Tür für eine spätere Rodung der Flächen zugunsten von Rinderhaltung oder Sojaanbau.

Um Tropenholz bei der Grillkohle ausschließen zu können, reiche es nicht, nur auf die Herkunft des Holzes zu achten. Diese ist in den meisten Fällen gar nicht oder nur unzureichend angegeben. So ist Polen zwar einer der größten Holzlieferanten für Deutschland, bezieht laut TFT sein Holz allerdings zu 84 Prozent aus der Ukraine und Nigeria, wo es kaum forstwirtschaftliche Kontrollen wie die FSC-Standards gibt und daher ein Großteil der Wälder illegal abgeholzt wird.

Das Problem der Herkunft spielt auch beim Unternehmen Nero eine Rolle. „Wir haben so viel Wald in Deutschland und Europa. Warum sollen wir Holz und Holzkohle aus Staaten importieren, in denen der Holzeinschlag weniger gut kontrolliert wird als in Deutschland?“, fragt Aaron Armah, einer der Gründer von Nero.

„Wir haben so viel Wald in Deutschland und Europa. Warum sollen wir Holzkohle importieren?“

Aaron Armah, Gründer VON NERO

Das Start-up bezieht seine Holzkohle ausschließlich aus dem Stadtwald Saarbrücken. Dieser ist mit dem Naturland-Siegel zertifiziert, sodass auch die Grillkohle das Siegel tragen darf. Für die Produktion werden nicht extra Bäume gefällt, sondern bereits geschlagenes Holz, das für die Weiterverarbeitung zum Beispiel für Möbel nicht geeignet ist, verwendet. Aus diesem Grund sei das Brenngut zu hundert Prozent ökologisch und tropenholzfrei. Das hat allerdings seinen Preis: Grillkohle von Nero kostet ungefähr dreimal so viel wie herkömmliche Holzgrillkohle. Der Naturland-Brennstoff kann man in vielen Biomärkten wie denn’s oder der Bio Company kaufen.

Das Naturland-Siegel hat nach Einschätzungen von WWF-Waldexperte Johannes Zahnen den höchsten Standard unter den Zertifizierungen. So werden hier strengere Anforderungen an die Naturbelassenheit der Wälder gestellt, es werden weniger Insektengifte benutzt. Ferner sind Naturland-Forste nur in Deutschland zu finden, also werden keine Tropenbäume gefällt. Von elf Millionen Hektar Wald in Deutschland fallen allerdings nur 53.000 Hektar unter das Naturland-Siegel.

Rund eine Million Hektar sind in Deutschland FSC-zertifiziert. Doch, so Zahnen, sind „beide Zertifikate keine Naturschutzauszeichnungen, sondern Siegel für die Waldbewirtschaftung, die den Naturschutz berücksichtigt“.

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