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„Ein kurioser Einzelfall“

Gesetze Die Standards für Brandschutz in Deutschland seien die weltweit höchsten, meint der Brandschutzexperte Peter Spary. Eigentümer und Mieter sollten aber regelmäßig die Fassade auf Auffälligkeiten hin prüfen lassen

Foto: picture alliance
Peter Spary

77, ist geschäftsführendes Präsidialmitglied des Wirtschaftsverbandes Brandschutz und Geschäftsführer der Gütegemeinschaft Brandschutz im Ausbau. Im Oktober 2014 machte er in der „heute show“ seine Arbeit als Lobbyist transparent.

taz: Herr Spary, in Wuppertal wurde ein komplettes Hochhaus geräumt, weil die Holzdämmung eine Brandgefahr darstellte. Baujahr 1960. Haben wir in Deutschland ein Problem mit alten Häusern?

Peter Spary: Nein. Es handelt sich hier nach meinen Erfahrungen um einen kuriosen Einzelfall. Wir sind das Land mit der höchsten Brandsicherheit weltweit.

Warum sind Sie sich so sicher?

Bevor eine Baugenehmigung erteilt wird, muss der Antrag von der Feuerwehr abgenommen werden. Das ist klar in den einzelnen Länderbaurechten geregelt. Jedes Gebäude wird umfassend geprüft, bevor es bezogen werden darf. Das erfolgt lokal durch die zuständigen Baubehörden. Bevor der Bauträger die Freigabe erhält, haben allerhand Experten den Bau auf Mängel abgeklopft.

Wenn jemand ein brennendes Streichholz in den Riss meiner Hausfassade wirft, kann also nichts passieren?

Das habe ich nicht gesagt. Da kann durchaus etwas passieren! Sie sollten Ihr Gebäude regelmäßig auf Auffälligkeiten überprüfen lassen. Dafür gibt es Sachverständige, die Sie sich ins Haus holen können. Wenn Sie einen externen Experten hinzuziehen, sind Sie auf der sicheren Seite. Denn der hat Interesse daran, Fehler zu finden, schließlich verdient er damit sein Geld. Und sollte er Mängel entdecken, kann ich mir kaum vorstellen, dass der Eigentümer danach nicht handelt.

Ausschließlich nichtbrennbare Materialien müssen erst ab einer Bauhöhe von 22 Metern verwendet werden. Warum nicht bereits darunter?

Die höchste Feuerwehrleiter ist 22 Meter hoch. Bis zu der Höhe werden Styroporplatten verwendet, weil sie für den Eigentümer deutlich preiswerter sind. Sie sind für den Brandschutz auch völlig ausreichend, wenn sie richtig verbaut werden. Und im Extremfall kommen eben die Kollegen von der Feuerwehr dort ran. Sollte ein Brand aber über dieser Grenze ausbrechen, ist er schwieriger zu bekämpfen. Deshalb dürfen dort nur Materialien verwendet werden, die 1.000 Grad Celsius aushalten. Steinwolle ist da Monopolist. Sie ist aber auch teuer.

Was heißt, Styropor muss richtig verbaut werden?

Potenzielle Gefahren werden durch sogenannte Brandriegel verhindert: Zwischen den verschiedenen Ebenen müssen nichtbrennbare Materialien eingebaut werden. Wenn jemand mutwillig einen Brand legt, dann hilft ihnen das aber nur bedingt. Dann brennt das Einfamilienhaus mit Styropor halt besser als mit Steinwolle. Das muss der Hausbesitzer selbst entscheiden, er trägt die Verantwortung.

Der Eigentümer entscheidet sich zwischen einem sicheren Brandschutz oder einer günstigen Wärmedämmung?

Nein. Brandschutz ist bei jedem Dämmsystem eine Voraussetzung! Je nach System ändern sich die zusätzlichen Vorrichtungen, die getroffen werden.

Wenn ich als Eigentümer einen hundertprozentigen Brandschutz haben will, dann komme ich an Steinwolle als Dämmmaterial nicht vorbei?

Genau. Nur Steinwolle hält diesen hohen Temperaturen stand. Auch andere Produkte, wie zum Beispiel Styropor oder Aluminium sind nichtentflammbar, das ist aber eine niedrigere Kategorie als nichtbrennbar, weil sie letztlich doch anfälliger sind. Mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen dürfen aber sogar nachwachsende Rohstoffe wie etwa Schilf oder Gras für die Dämmung verwendet werden. Und diese gelten als normal entflammbar. Leicht entflammbare Baustoffe sind in Deutschland verboten.

Interview Jan-Peter Schulz

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