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„Wir brauchen die Waffen nicht mehr“

Kolumbien Die Farc-Guerilla übergibt ihre letzten Waffen und wandelt sich zur politischen Partei

BOGOTÁ dpa/afp | Historischer Meilenstein in Kolumbien: Nach über 50 Jahren des bewaffneten Kampfes hat die Guerilla Farc alle Waffen den Vereinten Nationen übergeben. Die 6.800 Kämpfer hätten alle zuvor registrierten 7.132 Waffen übergeben, teilten die UN mit. Für Dienstag war ein offizieller Festakt zur symbolischen Beendigung der Waffenabgabe im Beisein der Farc-Führung und des Präsidenten Juan Manuel Santos in dem Ort Mesetas geplant.

Santos hatte für seine Bemühungen für ein Ende des jahrzehntelangen Konflikts 2016 den Friedensnobelpreis zugesprochen bekommen. Die Waffen sollen eingeschmolzen und so als Baumaterial verwendet werden für Friedensmahnmale in Kolumbien, in New York am Sitz der Vereinten Nationen und in Havanna, dem Ort der fast vierjährigen Friedensverhandlungen. Die Kämpfe forderten mehr als 260.000 Menschenleben, mehr als 60.000 werden vermisst.

Der Farc-Chef Rodrigo Londoño alias „Timoschenko“ hatte die Niederlegung der Waffen zuletzt als „Akt des Willens, des Mutes und der Hoffnung“ bezeichnet. Die Waffen hätten einstmals „eine Funktion erfüllt“, sagte Farc-Kommandeur Mauricio Jaramillo. „Aber heute treffen wir politische Entscheidungen und brauchen sie nicht mehr.“

Seit Februar befinden sich die Kämpfer in 26 „Friedenscamps“, wo sie den Übergang in ein normales Leben und die Gründung einer Partei vorbereiten. Dieser Partei der Farc sollen in den ersten Jahren zehn Sitze im Kongress garantiert werden. Die Guerilleros sehen sich vor allem als Anwälte der armen Landbevölkerung und fordern unter anderem eine gerechtere Landverteilung.

Eigentlich hätte die Entwaffnung der Guerilla schon Ende Mai abgeschlossen sein sollen. Der Prozess verzögerte sich aber, auch weil einige der vom Staat errichteten Camps nicht rasch genug fertig waren. Sie bestehen meist aus Containersiedlungen.

Mit der kleineren ELN-Guerilla gibt es noch keinen Waffenstillstand. Sorgen bereitet zudem, dass Paramilitärs und andere Banden in bisher von der Farc kontrollierten Gebieten die Kontrolle über den Drogenhandel übernehmen könnten.

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