: Schweden strahlt ein bisschen weniger
Energie Nach und nach gehen in Skandinavien die altersschwachen Atomreaktoren vom Netz
Oskarshamn 1 folgt damit dem zwei Jahre jüngeren Reaktor Oskarshamn 2, der schon seit 2013 stillsteht und bei dem die ersten Vorbereitungsarbeiten für die Demontage im Gang sind. In diesen Reaktor hatte die deutsche Eon zwischen 2013 und 2015 noch rund 850 Millionen Euro gesteckt, um die Leistung von 625 auf 845 MW zu erhöhen und das Sicherheitssystem neuen Vorschriften anzupassen. Es war hinausgeworfenes Geld.
Nicht nur Atomkraftkritiker wie Greenpeace hatten seit Jahren die Sicherheit von Oskarshamn kritisiert, sondern auch die schwedische Atomaufsichtsbehörde Die stellte das Werk zeitweise unter ihre „besondere Aufsicht“, weil es nicht gelang, Sicherheitsprobleme in den Griff zu bekommen – beispielsweise schwerwiegende Fehler mit der Notstromversorgung. Auch der am Donnerstag vergangener Woche vorgelegte aktuelle Rapport der Behörde zu Oskarshamn spricht eine deutliche Sprache. Die Sicherheit des AKW sei weder gut noch befriedigend, sondern lediglich ausreichend – die letzte Stufe vor dem Entzug der Betriebserlaubnis.
Was die Eon-Tochter Uniper mit dem verbleibenden Reaktor Oskarshamn 3 vorhat, ist unklar. Der müsste spätestens 2020 vom Netz, falls man nicht in ein neues und teures unabhängiges Notkühlsystem investiert. Stockholm hat keinen politischen Beschluss über ein Schlussdatum für den Betrieb von AKWs gefasst. „Wir glauben, das dem Markt überlassen zu können“, erklärte die grüne Umweltministerin Karolina Skog im Mai: „Erneuerbare werden die Atomkraft bald auskonkurriert haben.“ Vattenfall hat bereits die Abschaltung zweier seiner Reaktoren für die Jahre 2019 und 2020 angekündigt. Dann wären es noch sechs.
Reinhard Wolff
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