berliner luft: Möllemanns Geheimnis
die berlin-parlaments-kolumne
von Pascal Beucker
Wenn am Sonntagabend um 18 Uhr die Prognosen für die NRW-Landtagswahl über die Bildschirme flimmern, dann wird im Medienhaus am Zollhof in Düsseldorf Jubel ausbrechen. Denn hier feiert die FDP ihre Wahlparty. Und die hat den Umfragen zufolge beste Aussichten, drittstärkste Partei zu werden. Zum letzten Mal schaffte sie das bei der Wahl im Jahr 2000. Es war der Anfang der politischen Karriere des damals erst 21-jährigen Christian Lindner, der als jüngster Abgeordneter in den Landtag einziehen konnte. Nun rechnet er als Spitzenkandidat mit einem zweistelligen Ergebnis.
Im Jahr 2000 war Lindner noch ein ganz kleines Licht. Die große Leuchte hieß Jürgen W. Möllemann, an den sich nicht mehr allzu viele in der FDP erinnern wollen. Schon gar nicht der heutige Parteichef, obwohl er seinem politischen Ziehvater viel verdankt. Mit einer fulminanten – und illegal finanzierten – Wahlkampagne schaffte es Möllemann, die FDP aus dem außerparlamentarischen Nirwana zurück in den Landtag zu führen. In einer kleinen Runde mit Journalisten hat der schillernde Politentertainer mal seine simple wie einleuchtende Strategie verraten: Wenn er an einem Stammtisch mit zehn Menschen diskutiere und ihn anschließend neun davon beschimpften, einer ihm jedoch zustimme – dann seien das 10 Prozent. So würde er rechnen. Tatsächlich bekam die FDP 9,8 Prozent. Es hatte also geklappt.
So wie einst Möllemann gefeiert wurde, sorgt nun Lindner für Begeisterungsstürme. Aber Vorsicht, bevor Sie Freundschaften aufkündigen: Nicht jeder, der Ihnen als jubelnder FDP-Freak präsentiert wird, ist auch unbedingt einer! Anlass für diesen etwas kurios anmutenden Hinweis: die FDP-Wahlparty vor siebzehn Jahren. Denn auf dieser Feier war auch der damalige NRW-Korrespondent der taz. Nachdem er sein Berichterstattungswerk verrichtet hatte, es muss so gegen 22 Uhr gewesen sein, unterhielt er sich noch mit ein paar Kollegen an einem Stehtisch. Und einer erzählte einen Witz. Der ist zwar leider nicht mehr erinnerlich, muss aber gut gewesen sein, denn alle lachten kräftig. Was sie nicht mitbekommen hatten: Ein Team des WDR filmte noch.
Das Ergebnis war am nächsten Morgen zu begutachten. Da war dann im WDR-Fernsehen zu hören, um 18 Uhr sei bei den FDP-Anhängern der Jubel ausgebrochen. Was stimmte. Nur: Zu sehen gab es dazu unseren lachenden Journalistentisch. Das war ziemlich gepfuscht. Aber vor allem unglaublich peinlich für uns.
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