Berliner Zoo bekommt zwei Pandas: Arrangierte Ehe
Jetzt ist der Vertrag unterzeichnet: Für knapp eine Million im Jahr ziehen zwei Panda-Bären aus China in den Berliner Zoo. Das Ziel: Mehr Bären zeugen!
Der kleine Eisbär Fritz ist tot. Aber der Herr nimmt, und der Herr gibt. In diesem Fall sind es Chinesen, die geben.
Zwei Pandabären aus der Chengdu Research Base werden im Juni in Berlin eintreffen. 920.000 Euro pro Jahr kostet die Leihgabe den Berliner Zoo, Vertragslaufzeit: 15 Jahre. 70 Prozent der Summe fließen in den Artenschutz, verteidigt Zoodirektor Andreas Knierim am Freitag die Ausgabe. Im Beisein des chinesischen Botschafters Shi Mingde und einer chinesischen Delegation unterzeichnet Knierim den Vertrag.
Der Presseandrang ist riesig. Nicht auszudenken, was los ist, wenn Chinas Staatspräsident Xi Jinping die Tiere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) offiziell übergibt. Anfang Juli, wenn der G-20-Gipfel in Hamburg stattfindet, soll das der Fall sein.
Die Bärenvernarrheit der Berliner lässt erwarten, dass die Pandas einen Run auf den Zoo auslösen. Doch hinter der Millioneninvestition mithilfe von Sponsoren verbirgt sich auch das Kalkül, Nachkommen zu züchten. Wenn das gelänge, wäre es eine Sensation. Die schwarz-weißen Bären gelten sexuell als ausgesprochen träge. Nur einmal im Jahr, irgendwann zwischen Februar und Mai, so heißt es, hätten die Weibchen einen Eisprung. 24 bis 72 Stunden dauert der.
Auch deshalb hat sich der Zoo die derzeit noch im Bau befindliche neue Pandaanlage rund zehn Millionen Euro kosten lassen. Die Käfige sind mit einem Tunnel verbunden, damit die Tiere in der Paarungszeit keine Umwege laufen müssen. Es gibt eine Krankenstation, einen Brut- und Zuchtraum und eine Futterküche. An die 40 Kilogramm Bambus verdrückt ein Bär pro Tag. Beschafft werden soll der zunächst aus Holland oder Frankreich, wo es auch schon Pandas in Zoos gibt.
Berlin wäre wieder der einzige Zoo in Deutschland – nachdem Bao Bao 2012 im Alter von 34 Jahren dort gestorben war. Weltweit gebe es noch genau 2.328 Pandas, so die Direktorin der China Wildlife Conservation Association, Si Ping. 1.864 lebten in China in der Wildnis, 464 in Zuchtstationen.
Namen, Alter und Herkunft der zwei neuen Bären will Knierim am Freitag nicht verraten. Nur so viel: Die beiden kommen aus unterschiedlichen Reservaten und kennen sich nicht. Aha, eine Zwangsverheiratung also? „In der Tat“, bestätigt der Zoodirektor. Das sei ja ein sehr politisches Thema. „Aber in zoologischen Kreisen ist das erlaubt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“