: Ökowohnungenzum Standardpreis
BaukostenBis 2050 sollen Gebäude nahezu klimaneutral sein. Wie teuer wird das für Eigentümer und Mieter? In Hamburg entsteht ein Passivhaus mit 56 klimaneutralen Wohnungen – die nicht teurer sein sollen als andere
Im Klimaschutzplan der Bundesregierung ist festgeschrieben, dass Investitionen in klimaneutrale Gebäude die Mieten nicht unbezahlbar machen dürfen. Auch Eigentümer sollen von energetischer Modernisierung finanziell nicht überfordert werden. Doch Eigentümerverbände sprechen von immensen Kosten für umweltfreundliche Häuser. Fachplaner sagen dagegen, dass Mehrkosten vermeidbar sind.
Vor wenigen Monaten verschärfte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) noch einmal die Klimaziele im Gebäudesektor. Acht Millionen Tonnen CO2 sollen zusätzlich eingespart werden. Bis 2050 sollen 80 bis 95 Prozent der Gebäude klimaneutral sein. Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen sei „alles andere als begeistert“ von der Verschärfung, sagte eine Sprecherin. Der Gebäudesektor sei nicht Verursacher Nummer eins und habe bereits am meisten CO2-Emissionen eingespart.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) weist dagegen darauf hin, dass der Gebäudebereich ein Viertel aller CO2-Emissionen in der Stadt verursache und ein hohes Potenzial zur Einsparung habe. Gebäude sollten energieeffizient gebaut und der verbleibende Energiebedarf durch erneuerbare Energien gedeckt werden.
Die Verschärfung der Standards im Gebäudesektor sei nicht nachvollziehbar, heißt es jedoch bei der Bundesarchitektenkammer: „Jede Verschärfung der energetischen Anforderungen führt zu einer Steigerung der Baukosten und damit auch der Mieten.“
Die Leitstelle Klimaschutz in Hamburg ist da anderer Meinung: „Mieten werden durch klimafreundliche Baumaßnahmen – wie zum Beispiel durch Gründächer – nicht automatisch teurer“, sagte Bart Jan Davidse. Wenn eine Dachbegrünung gebaut werde, koste das natürlich. Das Dach würde dann aber deutlich länger halten als ein normales Dach. Daher ist es laut Davidse nötig, die Lebenszyklus-Kosten bei der Berechnung der Mietpreise stärker zu beachten.
In Hamburg-Uhlenhorst entsteht derzeit ein Passivhaus mit insgesamt 56 Wohnungen. Das Bauprojekt „Vier für Finkenau“ sei aufgrund seines energetischen Standards etwas Besonderes für Hamburg, sagt Architekt Lars Beckmannshagen vom Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH.
Insgesamt bietet der Bau 4.275 Quadratmeter Wohnfläche. „Ein sehr großer Komplex für die Hamburger Innenstadt“, sagt Beckmannshagen. Ab August 2017 soll der Einzug beginnen. Größtenteils werden es Mieter mit geringem und mittlerem Einkommen sein. Die geförderten Wohnungen hätten einen Mietpreis von 6,90 Euro pro Quadratmeter, sagt Karsten Wagner von der Lawaetz-Stiftung. Die Kosten für eine Eigentumswohnung liegen bei 3.900 Euro pro Quadratmeter, die Nettobaukosten bei rund 2.000 Euro. (dpa)
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