Musiker Barry Manilow: Outing mit 73
Der Song „Mandy“ gehört zu den größten Erfolgen des US-Sängers. Nun schreibt Barry Manilow auf Twitter, dass er schwul ist.
Mindestens drei Lieder aus seinem umfangreichen Oeuvre sind exzellent bis magisch, was unter anderem auch im Nachhinein daran zu erkennen ist, dass sie noch heute gut gekannt werden – und zu den Wunschtiteln bei Valentinstag-Dates, Hochzeiten oder Liebeskummer-Partys zählen: „Mandy“ (1973) und „Can’t Smile Without You“ (1978) – zwei exquisite Schmachtfetzen – und „Copacabana“ (1978), ein Dancefloor-Ding mit Vogueing-Potenzial (was das ist, müsse man auch ohne Übersetzung wissen, sagt der Autor, d. Red.).
Barry Manilow war in den Siebzigern einer der wichtigsten Songschreiber. Der Busenfreund von Bette Midler hat nun die – in einer idealen Welt kaum dramatische – Nachricht verkündet, er sei schwul. Diese Information reißt schwule Männer nicht vom Hocker. Wer Musik wie Manilow zu schreiben weiß, wer einen solchen Sinn für elegantes Monsterpathos und einen feinen Sinn für die sirrende Körperlichkeit auf Tanzflächen hat, muss schwul sein: Ein schwuler Mann weiß ja in der Regel, wie die ästhetischen Fundamente des Heterosexuellen bespielt werden können.
Manilow, der 2007 einen Auftritt in einer TV-Show absagte, weil deren Moderatorin sich offen für den Irakkrieg aussprach, ist der Demokratischen Partei nah; die Clintons zählen zu seinen Freunden. Warum sein Schwulsein nicht bekannt werden durfte, habe, so Manilow, damit zu tun, dass er seine heterosexuellen Fans nicht „enttäuschen“ , das heißt, sie nicht als Freund*innen seiner Musik verlieren wollte, denn mit Schwulen sich zu identifizieren gelinge den meisten nur schwer. Jetzt aber sei es Zeit, mit der Lüge aufzuräumen.
In einem Tweet teilte er, der bereits 2014 im schönen Palm Springs seinen Manager Garry Kief heiratete, mit: „Ich danke meinen Fans für die jahrelange Unterstützung. Meine Geschichte ist raus, und ich freue mich auf viele weitere Jahre, meine Musik zu teilen.“
Dass sein Outing ein weiteres Mosaiksteinchen in einer heteronormativen Welt ist, Homosexuelles zu entdramatisieren, ja zu normalisieren, zeigt sich in vielen solidarisch gesinnten Kommentaren (auch direkt an Manilow gerichtet).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“