piwik no script img

„Feministische Initiative“ in SchwedenDie neue Chefin der rosa Partei

Sie ist angeblich die erste schwarze Parteivorsitzende Europas. Victoria Kawesa soll die feministische Partei in Schweden in den Wahlkampf 2018 führen.

Victoria Kawesa bei der Wahlparty der FI 2014. Sie soll die Partei in den nächsten Wahlkampf führen Foto: dpa

Nicht nur die erste schwarze Parteivorsitzende Schwedens ist Victoria Kawesa, sondern – falls sich ihre Partei, die „Feministische Initiative“ (FI), nicht irrt – auch die erste Europas. Auf dem Parteikongress am vergangenen Wochenende gewählt, soll sie mit der Parteigründerin Gudrun Schyman die feministische Partei in den Wahlkampf 2018 führen.

Geboren wurde Kawesa, seit 2014 antirassistische Sprecherin der FI, in Uganda. Als sie 3 Jahre alt war, starb ihr Vater im Bürgerkrieg, als 9-Jährige kam sie mit ihrer Mutter nach Schweden: „Und ich erfuhr bald, was meine Hautfarbe bedeutete. Worauf ich mir vornahm, gegen Rassismus und Sexismus zu kämpfen.“

Während ihres Soziologiestudiums an der Universität Lund arbeitete sie unter anderem im Redaktionsrat einer feministischen Zeitschrift und war Mitbegründerin einer HIV-Hilfsorganisation für AfrikanerInnen in Südschweden. Die 41-Jährige engagierte sich in antirassistischen Gruppen und ist Koautorin einer Regierungsstudie über die Situation von AfroschwedInnen. Derzeit lehrt die Genderforscherin an der Universität Linköping und der Hochschule Stockholm-Södertörn.

„Als erste schwarze Parteivorsitzende will ich mich um bislang vernachlässigte Fragen kümmern“, sagt die Mutter von zwei Kindern: „Rassismus, Whiteness, Postkolonialismus, Intersektionalität.“ Mit Blick auf die Parlamentswahlen im Herbst 2018 rechnet sie der FI gute Chancen aus: „Wir kommen rein. Die Menschen sind der etablierten Parteien müde.“

Ein Schwerpunkt der Partei soll der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und die immer restriktiver gewordene schwedische Asylpolitik sein. Gegründet 2005, hatte die FI bei der letzten Wahl nur 0,88 Prozent an Stimmen für den Sprung in den Reichstag gefehlt. Doch ist die rosa Partei sowohl im Europaparlament als auch in 13 Kommunalparlamenten vertreten. In Stockholm und Göteborg regiert die FI jeweils in rot-rot-grün-rosa Stadtkoalitionen mit.

Und die ersten Erfahrungen Kawesas als Parteivorsitzende? „Viele Hassmails mit Todesdrohungen und dem N-Wort. Wir arbeiten an Sicherheitsfragen, und ich werde das bei der Polizei anzeigen.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Die Schweden machen das selbe durch wie ganz Europa. Die rechtsnationalistische Partei SD wird vielleicht die stärkste Partei in Schweden mit 24 Prozent. Und die FI wird wahrscheinlich an der 4-Prozent Hürde scheitern.