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„Ein legitimes Anliegen“

Uni Die Grüne Anja Schillhaneck vermittelt zwischen Humboldt- Uni und BesetzerInnen

taz: Frau Schillhaneck, Sie und die wissenschaftspolitischen SprecherInnen der anderen Koalitionsfraktionen SPD und Linke verhandeln mit den Studierenden, die bei der Debatte um Andrej Holm Räume des Sozialwissenschaftsinstituts der HU besetzten. Warum?

Anja Schillhaneck: Wir haben seit Beginn der Besetzung Kontakt zu den Studierenden und dabei festgestellt, dass es auf beiden Seiten, bei BesetzerInnen und Hochschule, an dem Vertrauen fehlt, das nötig ist, um den Konflikt zu lösen. Wir genießen auf beiden Seiten ein gewisses Vertrauen.

Worüber verhandeln Sie?

Die Studierenden, die jetzt noch einen Raum besetzt halten, möchten dort einen selbst verwalteten Raum einrichten. Sie wollen damit innerhalb der Hochschule einen unabhängigen Freiraum schaffen, um die Vernetzung mit AkteurInnen außerhalb der Uni, aber auch mit MitarbeiterInnen der Hochschule in einem anderen Rahmen voranzutreiben.

Und wie finden Sie das?

Im Grundsatz gut. Laut Koalitionsvertrag sollen sich die Berliner Hochschulen aktiver in gesellschaftliche Diskussionen einbringen. Dafür sind selbst verwaltete studentische Räume ein legitimes Anliegen. Solche Studi-Cafés gibt es an anderen Berliner Unis seit Jahrzehnten.

Wo ist also das Problem?

Zum einen haben die BesetzerInnen sich einfach einen Raum genommen und den damit auch anderen entzogen. Das ist ein großer Seminarraum, und da sagt die Hochschule: So geht das nicht. Sie verweist zudem auf vorhandene Selbstverwaltungsstrukturen wie Fachschaften und AStA, also solchen nach dem Hochschulgesetz. Aber die BesetzerInnen wollen Selbstverwaltung abseits solcher Strukturen. Verstehen können wir den Ärger der Uni über die Schmierereien in den besetzten Räumen, die von einigen BesetzerInnen als künstlerische Aneignung entschuldigt werden.

Wie nah ist eine Lösung?

Wenn eine polizeiliche Räumung vermieden werden soll, müssten sich die BesetzerInnen ein Stück bewegen – etwa in einen geduldeten Raum. Und die HU muss sich damit auseinandersetzen, wie sie mit dem Bedürfnis und der Forderung nach Selbstverwaltung umgeht.

Interview Alke Wierth

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