Rudolf Balmer über den Präsidentschaftskandidaten Fillon: Der Mann von gestern
Das seien „alte Geschichten“, erwidert François Fillon zu seiner Verteidigung. Und erwähnt ominöse Drahtzieher, die hinter „diesen nach Rufmord stinkenden Manövern“ stehen sollen. Fillons Worte klingen verdächtig ähnlich wie die Ausreden von Nicolas Sarkozy und anderen französischen Politikern, die vor ihm wegen mutmaßlicher Finanzaffären ins Zwielicht gerieten.
Inhaltlich hat Fillon keine befriedigende Auskunft zur Beschäftigung seiner Ehefrau gegeben, was selbst in seinem politischen Lager größte Sorge auslöst. Es stimmt zwar, dass die ziemlich gravierenden Verdachtsmomente Fillons Gegnern nur nützen. Doch das ist kein Argument zur Entlastung.
Auch trifft es zu, dass bei jeder wichtigen Wahl in Frankreich die Favoriten, wie jetzt der Konservative Fillon, mit solchen „Stinkbomben“ beworfen werden. So nämlich nennt man in Frankreich aus der Sicht der Betroffenen die Enthüllungen in den Medien. Den wenigsten ist es mit solchen rhetorischen Floskeln gelungen, sich aus der Bredouille zu retten, wenn es um mehr als bloße Gerüchte ging. Trotzdem werden sie auch in Frankreich wohl demnächst nach dem Vorbild Trumps alle unangenehmen Informationen und Fragen als Fake News diskreditieren.
In Frankreich gibt es zum Glück noch unabhängige Untersuchungsrichter, die sich in ihren Ermittlungen durch solche Einschüchterungsversuche kaum beeinflussen lassen. Auch die WählerInnen stellen heute an diejenigen, die angeblich an der Staatsspitze ihre Interesse verteidigen wollen, höhere Ansprüche in Sachen Transparenz und Moral. Im Unterschied zu früheren Zeiten ist heute die Finanzierung in Frankreich als Gegenleistung für öffentliche Subventionen klar geregelt. Dass sich einer, der das höchste Amt der Republik übernehmen will, an diese Regeln nicht gebunden fühlt, geht nicht mehr. Fillon hat sich mit seinen hilflos wirkenden Ausflüchten als Mann von gestern entpuppt.
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