Kalt Wie Obdachlose die Welt sehen – und wie wir sie sehen: Mittendrin am Rand
Es gibt 550 Notschlafplätze in Berlin – und laut Schätzungen von Hilfsorganisationen ungefähr 3.000 Menschen in Berlin, die ohne festen Wohnsitz sind. Vielleicht sind es auch 6.000, die Schätzungen gehen weit auseinander. Systematisch gezählt hat sie niemand. Aber fest steht: Sie sind mitten unter uns. Jeden Tag.
In den letzten Jahren wurden sie immer mehr: Kinder und Jugendliche aus der ganzen Republik, die aus schwierigen Verhältnissen abgehauen sind und jetzt am Alex betteln. Frauen und Männer, die durch Schicksalsschläge aus einem bürgerlichen Leben gekippt sind und unter Brücken oder in Bankfilialen schlafen.
Wie wir mit diesen Menschen umgehen, sagt viel darüber aus, welche Gesellschaft wir sein wollen. Sehen wir in ihnen in erster Linie Opfer der Verhältnisse, von Leistungsdruck, Wohnungsknappheit und sozialer Ungleichheit? Oder sehen wir in ihnen Menschen, die versagt haben und einfach nicht mithalten können – oder wollen? Sehen wir es als unsere menschliche Pflicht an, ihnen zu helfen, auch immer wieder? Oder fordern wir von der Politik, zusammen mit professionellen Hilfsorganisationen, diese Hilfe zu leisten?
Wer für eine offene Gesellschaft eintritt, will ein möglichst gutes Leben für alle. Will Ungleichheit abbauen, Chancen ermöglichen, Menschen aller Hintergründe und Lebenslagen an dieser Gesellschaft teilhaben lassen. Das geht nur, wenn sich alle, die in unserer Gesellschaft leben, füreinander verantwortlich fühlen. Verantwortung – das Wort ist am Schreibtisch schnell geschrieben, es im Alltag zu leben, ist wesentlich schwieriger. Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe taz.meinland verlassen wir unsere Schreibtische und diskutieren mit allen, die täglich im Kleinen um unsere Menschlichkeit und unsere demokratischen Werte ringen.
Als Nächstes wollen wir mit Ihnen in Berlin darüber sprechen, wie viel Solidarität und Nächstenliebe wir uns als offene, moderne, demokratische Gesellschaft mit den Schwächsten in unserer Mitte leisten können. Die Veranstaltung findet dort statt, wo sich Betroffene ihre Post abholen, Kaffee trinken, sich wärmen und wo HelferInnen sind. Kommen Sie hinzu und diskutieren Sie mit uns!
Nina Apin
„Mittendrin am Rand“ – taz.meinland 19. 1., 18.30 Uhr, Tagesstätte „Warmer Otto“, Wittstocker Str. 7, 10553 Berlin. Eintritt frei
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