: Todesdrohung gegen Richter nach Urteil gegen Soldaten
IsraelDie Politik fordert Gnade für Elor Asaria und der Mob will die Richter an den Galgen bringen
Die Hetze gegen die Führung der Armee, allen voran Generalstabschef Gadi Eisenkot, begann schon, als die Richterin noch das Urteil verlas. „Gadi, Gadi, pass auf, Rabin sucht einen Freund“, riefen Demonstranten vor dem Gericht in Anspielung an den 1994 ermordeten Regierungschef Jitzhak Rabin.
„Keinen einzigen Tag im Gefängnis“, so forderte Bildungsminister Naftali Bennett, Chef der Siedlerpartei. Regierungschef Benjamin Netanjahu und die Abgeordnete Scheli Jechimowitsch, ehemals Chefin der Arbeitspartei, gaben ihm recht. „Dies ist ein schmerzlicher Tag für uns, zuallererst für Elor und seine Familie“, schrieb Regierungschef Netanjahu auf seiner Facebook-Seite. Die Soldaten der israelischen Verteidigungsarmee „sind unsere Töchter und Söhne“, setzte Netanjahu hinzu. Die Vereinte Liste der arabischen Abgeordneten in der Knesset warnte vor einem Straferlass, der von Soldaten als „Lizenz zum Töten von Palästinensern“ missverstanden werden könnte.
Nach Ansicht von Mordechai Kremnitzer, Jura-Professor und stellvertretender Präsident des Israelischen Demokratie-Instituts, ist der Aufruf zu sofortiger Begnadigung Asarias wenig förderlich, um dem Mob zu begegnen. „Der Appell zur Begnadigung noch vor Verkündung des Strafmaßes ist eine direkte Kehrtwende zur moralischen Botschaft des Militärtribunals“, meinte Kremnitzer im Hörfunk und zog eine Verbindung zu den Demonstranten vor dem Gericht, „die die Tat Asarias für legitim halten“. Wenn eine Richterin unter Polizeischutz gestellt werden muss, dann stehe es nicht gut um die Demokratie im Land, warnte Kremnitzer.
Die palästinensische Führung hielt sich mit Kommentaren zum Schuldspruch zurück. Einzig das Außenamt in Ramallah nannte das Verfahren einen „Schauprozess“ und eine „Farce“. Susanne Knaul
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen