: Lob des Regenwurms
Umwelt Die wirbellosen Tiere können Ernten verbessern und Hochwassergefahr mindern
„Wenn die Regenwürmer leiden, leidet der Boden und damit die Grundlage für unsere Landwirtschaft“, erklärte Birgit Wilhelm, Landwirtschaftsreferentin beim WWF Deutschland. Von den bundesweit 46 bekannten Arten seien mehr als die Hälfte als „sehr selten“ oder „extrem selten“ eingestuft.
Regenwürmer spielen bei der Bodenbildung eine ganz entscheidende Rolle. Es gibt riesige Wurmfarmen, die die Tiere eigens züchten und den Kot teuer verkaufen, der einer der besten Dünger ist. Schädlich für die Würmer sind Monokulturen, Gülle-Ammoniak und zu viel Bodenbearbeitung. „In den meisten Äckern leben nur drei bis vier, maximal zehn verschiedene Arten“, schreibt der WWF. Auch die absolute Bestandszahl sei gering: Mit eintöniger Fruchtfolge und viel Chemie sinke sie auf unter 30 Tiere pro Quadratmeter. Auf Öko-Äckern könnten über 450 Würmer gezählt werden.
Für die intensiv bewirtschafteten Flächen hat der Wurmmangel Folgen: Sie nehmen weniger Wasser auf und leiten es weniger gut weiter. Hinzu kommt eine zu langsame Humusbildung. „Ohne Regenwürmer ist der Boden lahm“, erklärte Wilhelm. „Um gute Erträge vom Acker zu bekommen, wird mit viel Dünger und Pestiziden von außen nachgeholfen, was wiederum oft den Würmern schadet.“
Auch zum Hochwasserschutz sind die Würmer nützlich. Ein wurmreicher Boden nehme bis zu 150 Liter Wasser pro Stunde und Quadratmeter auf, ein verarmter hingegen reagiere auf Regen wie ein verstopftes Sieb.
Regenwürmer legen nur 15 bis 30 Eier jährlich. Darum dauert es lange, bis sich eine einmal dezimierte Population wieder erholt. Auch Zuwanderung gibt es kaum: „Obwohl es schwierig ist, die Geschwindigkeit eines Wurms in freier Natur zu messen, wissen wir, dass Gemeine Regenwürmer nur wenige Meter pro Jahr wandern“, schreibt die Autorin Amy Stewart in ihrem Buch „Der Regenwurm ist immer der Gärtner“.
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