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Druck auf Flüchtlingshelfer„Man beobachtet uns“

Drohungen gegen Mitglieder von Moabit Hilft würden immer konkreter, sagt Christiane Beckmann von der Flüchtlingshilfsorganisation.

Die ehrenamtlichen UnterstützerInnen von Moabit Hilft stehen zu ihrem Engagement. Foto: DPA

taz: Frau Beckmann, Drohungen gegen Sie und Diana Henniges als bekannteste Gesichter von Moabit Hilft sind ja nichts Neues. Was ist diesmal anders?

Christiane Beckmann: Bis dato war es eher Diana, die direkt bedroht wurde. Meine Adresse war nicht öffentlich bekannt. Nun habe ich sehr konkrete Hinweise darauf, dass ich beobachtet werde.

Inwiefern?

Anonyme Drohungen enthalten Details etwa über Aussehen und Geschlecht meines Kindes, auch über eine U-Bahn-Haltestelle, die es unregelmäßig nutzt. Das kann man nur wissen, wenn man uns persönlich beobachtet.

Sie haben die Bedrohung, in diesem Fall ein anonymer Anruf, öffentlich gemacht. Ist das nicht gefährlich?

Ich habe den Inhalt der Drohung teilweise öffentlich gemacht, aber nicht die Details. Ich möchte, dass mein Umfeld weiß, dass diese Bedrohungen existieren. Aber ich will nicht provozieren, dass weitere Details veröffentlicht werden.

Der Ton Ihrer Reaktion auf Facebook ist provokant: „Wie viel Schiss habt ihr dreckigen Arschlöcher eigentlich vor uns?“, adressieren Sie die Bedroher da. Ist das nicht riskant?

Man bedroht mein Kind. Da kann man nicht erwarten, dass ich lässig reagiere. Da werde ich wütend. Ich will diesen Leuten den Spiegel vorhalten: Wie viel Angst haben die eigentlich vor mir, dass sie mein Kind bedrohen? Was kann ich diesen Leuten denn schon tun?

Wo verorten Sie die Bedroher?

Natürlich im rechten Spektrum. Wir erstatten in solchen Fällen immer Anzeige beim Landeskriminalamt, das für Bedrohungen von rechts zuständig ist. Was da geschrieben oder geäußert wird, ist ein Straftatbestand.

Gibt es bereits Ermittlungsergebnisse?

Nicht in dem aktuellen Fall, der ist ja gerade erst passiert, da wird es diese Woche Gespräche mit dem LKA geben. Aber in früheren Fällen ist es bereits zu Verurteilungen gekommen: zu Geldstrafen, die dann an gemeinnützige Vereine in der Flüchtlingshilfe, unter anderem auch an unseren gehen.

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