: Direktmandat wird Frauensache
VORWAHLKAMPF Uwe Schmidt und Sarah Ryglewski sollen bei der Bundestagswahl für die SPD die Bremer Wahlkreise verteidigen
Ein knappes Jahr vor der Bundestagswahl stehen die DirektkandidatInnen der Bremer SPD fest: In Kampfkandidaturen konnten sich bei Wahlkreisdelegiertenversammlungen am Wochenende die Politikwissenschaftlerin Sarah Ryglewski für Bremen Stadt, der gelernte Kfz-Mechaniker und Vorsitzende des Gesamthafenbetriebsrats Uwe Schmidt, für den Wahlbezirk Bremen II durchsetzen, der Bremerhaven, Bremen-Nord und Teile der Weststadt umfasst.
Eine Kampfabstimmung ist kein schlechter Test für einen Wahlkampf, der offener scheint denn je. Zwar hat die SPD die Direktmandate seit 1949 noch jedes Mal erobert. Allerdings: Die politische Landschaft ist in Unruhe. Und Schmidt, der erst 2010 in die Partei eintrat und seit 2015 in der Bürgerschaft sitzt, fehlt natürlich die große Bekanntheit von Senator a.D. und Staatssekretär Uwe Beckmeyer, der nicht erneut antritt. Für den 50-Jährigen spricht unter anderem, dass er sich ein Image als ehrlicher Malocher nicht erst zulegen muss – und ein echter Arbeiter als Kandidat der SPD etwas verloren Geglaubtes, Authentisches verleiht.
17 Jahre jünger als Schmidt hat Ryglewski gleichwohl viel mehr parlamentarische Erfahrung: Sie war bereits seit 2011 Mitglied der Bürgerschaft. Von dort rückte sie 2015 für Carsten Sieling in den Bundestag nach. Von ihm gleichsam geerbt hat sie das finanzpolitische Profil: Wie der Bürgermeister setzt sich Ryglewski für eine Finanztransaktionssteuer ein, höhere Spitzensteuersätze und die Wiedereinführung der Vermögenssteuer – kurz die Reparatur der von Rot-Grün am Steuersystem verursachten Schäden.
Sieling, der immerhin zuvor Chef der Landespartei und Vorsitzender der Bürgerschafts-SPD gewesen war, hatte sich bei seinem ersten Anlauf vergleichsweise schwer getan, das Direktmandat zu behaupten. Beim zweiten Mal hatte er sich jedoch um über vier auf 37,9 Prozent verbessert. Zudem lag er 2013 auch klar über dem Zweitstimmen-Ergebnis seiner Partei, anders als seine MitbewerberInnen.
Die Entscheidung pro Ryglewski sorgt für mindestens eine historische Neuerung: Dass erstmals eine Frau das Bremer Direktmandat erringt, ist damit fast schon sicher. So hat Elisabeth Motschmann, 2013 über die Liste in den Bundestag eingezogen, bereits bekundet, erneut antreten zu wollen, auch wenn die CDU sich, genau wie Die Linke erst kommendes Jahr festlegen wird. Dort will Birgit Menz antreten, nach dem krankheitsbedingten Verzicht von Agnes Alpers nachgerückt. Sie müsste sich dafür aber innerparteilich gegen Doris Achelwilm durchsetzen, die Sprecherin des Landesvorstands der Partei. Die Grünen wiederum werden ihre Kandidatinnen am Wochenende ermitteln: In Bremen-Stadt liegt fürs Direktmandat und Listenplatz 1 bislang nur die Bewerbung von Kirsten Kappert-Gonther vor, stellvertretende Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion. Marieluise Beck hat ihren Verzicht bereits im August erklärt. bes
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