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Erhofft, aber so nicht erwartet

Russland Putin gratuliert als einer der ersten ausländischen Staatschefs. Freude – und Vorsicht – in Moskau nach Trumps Wahlerfolg. Was wird aus der Nato? Werden sich die USA außenpolitisch zurückziehen?

Die außenpolitische Republikaner-Elite stammt aus Zeiten des Kalten Krieges

Aus Moskau Klaus-Helge Donath

„Verehrte Kollegen, vor einer Sekunde hat Trump seine Rede als gewählter Präsident der USA begonnen, dazu möchte ich ihnen allen gratulieren“, freut sich der Abgeordnete der Kremlpartei „Einiges Russland“, Wjatsches­law Nikonow. Die Dumaabgeordneten sind begeistert und spenden kräftigen Beifall. Beseelt vom Sieg sind auch die Gäste eines englischen Pubs im Moskauer Zentrum, die die ganze Nacht zum Mittwoch ausgeharrt haben. Die jüngeren russischen Besucher stammen aus dem Umfeld der nationalistischen Volksbefreiungsbewegung (NOD), die sich zu Putin bekennt.

Mit dem Sieg Trumps ende für sie die Globalisierung, nun sei das Projekt Patriotismus weltweit wieder angesagt, meinte ein junger Mann erleichtert.

Präsident Wladimir Putin soll laut russischen Medien einer der ersten Staatschefs gewesen sein, die dem neuen US-Präsidenten gratulierten. Er hoffe, dass es ihnen gemeinsam gelingen werde, die russisch-amerikanischen Beziehungen aus der Krise zu holen, schrieb Putin in einem Telegramm.

Russlands politische Führung ließ im Vorfeld keine Zweifel an Trump als ihrem favorisierten Kandidaten aufkommen. Mit einem Sieg rechnete der Kreml aber nicht. Moskau lag daran, in den USA Chaos zu stiften und demokratische Institute bloßzustellen.

Die Wahl Trumps widerlegt unterdessen Moskaus Behauptung, in den USA sei ein Politikwechsel gegen das politische Establishment nicht möglich. Am Morgen nach der Wahl war davon auch nicht mehr die Rede. Stattdessen meldete sich der ultranationalistische Verbündete des Kreml, Wladimir Schirinowski, zu Wort: Er lobte den freien Willen der Amerikaner, zu dem sie erzogen würden. Mit dem Sieg Trumps wird Kritik vorübergehend hinfällig. Schirinowski ist die Rolle zugedacht, auszusprechen, was der Kreml denkt, aber noch nicht zu sagen wagt. Auch Trumps Haltung zur Nato sprach Schirinowski an, der nun eine neue Außenpolitik erwartet. Auf der Welt dürfte es „für alle etwas ruhiger werden“. Nur Vorteile seien von Trump zu erwarten. Sein Fazit: Der ­Antiamerikanismus werde auch in Russland abnehmen.

Im Kreml dürfte man es dennoch etwas nüchterner sehen. Die außenpolitische Elite der Republikaner stammt noch aus Zeiten des Kalten Krieges. Sie begegneten Russland mit großen Vorbehalten, meint der Chefredakteur des Radiosenders Echo Moskau, Alexei Wenediktow.

Wird Washington sich jetzt zurückziehen, das Nato-Engagement zurückfahren und auf eine isolationistische Politik einschwenken? Rückzug aus der Weltpolitik und Demontage der Nato hätten für das Russland Wladimir Putins schwerwiegende Folgen. Der Antiamerikanismus ist Moskaus Staatsdoktrin und Leitidee, auf die das Volk eingeschworen wird. Es ist das Überlebensmantra der politischen Führung, die sonst keine Alternative besitzt. Die täte sich nur auf, wenn Trump und Putin sich einigen, die Welt untereinander wieder aufzuteilen. Putin könnte dann wieder für sein Volk in die Rolle des Herrschers über ein Weltreich schlüpfen.

Der Kreml gibt sich allerdings keinen Illusionen hin. Unerfahrenheit und Unvorhersehbarkeit des Neuen können ebenfalls Turbulenzen verursachen. Vor allem, „wenn Trump cooler sein möchte als Putin“, meint der kremlnahe Beobachter Sergei Markow. Nicht ausgeschlossen ist, dass es nach einer freundlichen Ruhephase später zu heftigeren Kollisionen kommt.

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