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Neue Vorwürfe gegen Volkswagen

Abgasskandal Ermittlungen gegen Aufsichtsratschef Pötsch. Audi soll CO2-Werte manipuliert haben

FRANKFURT rtr/taz | Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen zieht immer weitere Kreise. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat ihre Ermittlungen wegen Marktmanipulation auf Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch ausgedehnt. Die Behörde geht nach VW-Angaben dem Verdacht nach, dass Volkswagen möglicherweise bewusst verspätet über die finanziellen Folgen der millionenfachen Abgasmanipulation informierte.

Pötsch steht schon seit Längerem in der Kritik von Investoren, weil er Finanzvorstand war, als der Dieselskandal im September 2015 bekannt wurde. Im Oktober 2015 wechselte er dann an die Spitze des Aufsichtsrats. Das Verfahren beziehe sich auf die Zeit, als Pötsch Finanzvorstand war, erklärte Volkswagen.

Die Ausweitung der Ermittlungen ist Wasser auf die Mühlen von Investoren, die Volkswagen eine verspätete Information über den Dieselskandal vorwerfen. Sie verklagen den Konzern auf Milliardensummen, weil der Aktienkurs nach Bekannt­werden der Abgasmanipulationen im September des vergangenen Jahres abgestürzt war. Allein am Landgericht Braunschweig sind Schadenersatzklagen über mehr als 8 Milliarden Euro anhängig.

Auch an einer zweiten Front droht dem Konzern neuer Ärger. Die Bild am Sonntag berichtete, die kalifornische Umweltbehörde Carb habe eine weitere illegale Softwarefunktion bei einem Audi mit V6-Motor entdeckt. Der Autobauer habe die Schummel-Software auch für die Manipulation von CO2-Werten für Diesel- und Benzinmotoren in Europa verwendet.

Dem Bericht zufolge können Audi-Modelle mit einem bestimmten Automatik-Getriebe erkennen, ob sie auf einem Rollenprüfstand sind oder auf der Straße fahren. Werde das Lenkrad nach dem Start nicht bewegt, aktiviere sich ein Schaltprogramm für das Getriebe, das besonders wenig CO2 produziere. Andernfalls laufe das Fahrzeug mit einem anderen Programm, das mehr Kraftstoff verbrauche und mehr CO2 ausstoße. Das betroffene Getriebe verwende Audi bei Autos mit leistungsstarken Motoren und sei in mehreren 100.000 Fahrzeugen eingebaut worden, berichte das Blatt weiter.

„Wieder einmal ist es eine US-amerikanische Behörde und keine deutsche, die Softwaremanipulationen bei deutschen Autobauern feststellt“, kritisierte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer. CSU-Verkehrsminister Dobrindt habe sich trotz vorliegender Hinweise „mit lapidaren Erklärungen von Audi abspeisen“ lassen.

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