: Bruno in Bremen
WÜRDIGUNG Das Bremer City 46 zeigt Filme mit dem Schauspieler Bruno Ganz
Für die Bremer ist er immer noch ein wenig ein Sohn ihrer Stadt: Mit 23 Jahren hatte Bruno Ganz sein erstes längeres Engagement am Bremer Theater. Dann ging er nach Berlin und wurde ein Star. Nun haben die Bremer nicht viel Prominenz, auf die sie stolz sein können, es sei ihnen also gegönnt.
So sieht es wohl auch Ganz selbst: Der ist eigentlich dafür bekannt, sich bei Preisverleihungen schnell zu langweilen und dies auch spüren zu lassen. Als er aber 1999 den ersten Bremer Filmpreis in Empfang nahm und der damalige Bürgermeister Henning Scherf eine seiner weitschweifigen, launig improvisierten Reden hielt – durchweg über die Zeit am Bremer Theater und so gut wie gar nicht über Ganz’Dasein als Filmschauspieler –, da schien der Geehrte tatsächlich gerührt.
Im März schon hat Bruno Ganz seinen 75. gefeiert, leicht verspätet widmet ihm das Bremer Kommunalkino 46 in diesen Wochen eine kleine Retrospektive. Ein Grund mag sein, dass die Reihe am 1. November mit einer Deutschlandpremiere endet: In Jacob Bergers Schweizer Film „Un Juif pour l’exemple“ spielt er einen Berner Viehhändler, den Schweizer Nazi-Sympathisanten 1942 totschlagen.
Er wolle nach Bremen kommen, hat Ganz angekündigt, allerdings nicht für die Premiere, sondern für Mittwoch, den 26. Oktober: Da stellt er im City 46 Peter Steins Film „Sommergäste“ nach dem Stück von Maxim Gorki vor. In diesem wiederum hatte Ganz neben Otto Sander 1975 seinen großen Durchbruch. Danach explodierte er geradezu im deutschen Film, spielte zwischen 1976 und 1978 in neun Spielfilmen mit. So in „Die linkshändige Frau“, bei dem der Literat Peter Handke Regie führte, und der in Bremen nun gleich viermal zu sehen ist. Auch in dem Hollywood-Nazithriller „The Boys from Brazil“ (1978) hatte Ganz damals einen kleinen Auftritt, aber dieser Teil seines Schaffens schafft es nie in die Werkschauen. Auch Ganz als Hitler in „Der Untergang“ steht nun nicht auf dem Programm; dafür immerhin die jüngste Adaption des Kinderbuchs „Heidi“, in dem Ganz den Großvater gibt.
In den 90er-Jahren spielte Ganz in zahlreichen internationalen Produktionen mit, und 1998 hatte er vielleicht schon eine seiner ersten Altersrollen: als graubärtiger, todkranker Schriftsteller in Theo Angelopoulos’„Die Ewigkeit und ein Tag“. Der Film gewann die Goldene Palme in Cannes und gilt als einer von Ganz’besten.
Nur selten gezeigt wird dagegen wohl die Entdeckung der Bremer Filmreihe: „Der sanfte Lauf“ von Haro Senft aus dem Jahr 1967 zeigt einen gerade mal 25-jährigen Bruno Ganz, bei dem das Talent noch nicht entwickelt, aber schon spürbar ist. Und gerade dieses Unfertige macht den Film, seinen ersten in Deutschland, so interessant. HIP
Infos und Programm: www.city46.de
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