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Bodenständige Rezepte in der Dose

Schlemmen Regional, saisonal und biologisch – ein Kochbuch-Start-up versucht alle Komponenten der nachhaltigen Küche zu vereinen. Zum Beispiel mit der praktischen Bio-Kochbuch-Box für den Alltag

BERLIN taz | Klimawandel, Massentierhaltung und Bodenqualität – all diese Themen sind in aller Munde und doch häufig eine Belastung. Schnell und günstig soll Essen sein. Wer denkt da schon an eine biologische oder nachhaltige Küche? Das Münchner Start-up Feierabendglück möchte beweisen, dass vegetarische Bio-Küche alltagstauglich ist. Dazu hat das Unternehmen eine alte Idee neu aufgewertet: das Kochbuch.

Statt in gebundener Form werden in einer Box aus Weißblech auf losen Karteikarten 52 vegetarische und vegane Rezepte festgehalten. 3,50 Euro pro Gericht sollen die Bio-Zutaten kosten und in durchschnittlich 35 Minuten fertig sein. Hinweise auf den biologisch abbaubaren Karten zeigen zudem, wann die benötigten Produkte in Deutschland Saison haben. Ein QR-Code schafft die Verknüpfung zum 21. Jahrhundert und zu Videos von der Zubereitung der Gerichte. 27,90 Euro kostet die Kochbuch-Box. „Ich glaube, wir haben ganz gut herausgestellt, wie sich unser Kochbuch von anderen abhebt“, erklärt Geschäftsführerin Gertrud Deckers.

Vor einem Jahr wurde das Start-up von Deckers gemeinsam mit Brigitte Günther und Michael Lindlbauer gegründet. Rund 30.000 Euro konnte eine Crowdfunding-Kampagne akquirieren, 50 Prozent mehr als angestrebt. Im Rahmen dieser Kampagne wurden bereits 1.300 Kochbuch-Boxen verkauft. Bis September werden diese nun hergestellt. „Wir sind gerade auf der Suche nach einer Halle, wo wir die angelieferten Produkte zusammenstellen können“, so Deckers.

Die drei Gründer von Feierabendglück hatten sich schon gemeinsam in der Klimabewegung engagiert, das „UN-Jahr des Bodens“ 2015 hatte sie nach eigenen Angaben weiter sensibilisiert. Ausgewiesenes Ziel jedenfalls ist es, den Boden auch als Ressource zu schützen.

„Wir haben uns gefragt: Was können wir tun, damit fruchtbarer Boden erhalten bleibt? Dabei sind wir auf die Bio-Landwirtschaft gestoßen.“ Deshalb geht von jedem verkauften Kochbuch-Box 1,50 Euro an die BioBoden Genossenschaft, die damit einen Quadratmeter Boden in Deutschland kaufen und Biobauern günstig zur Verfügung stellen kann. „Neben der Möglichkeit, mehr Boden für die Biolandschaft zu sichern, hoffen wir natürlich auch auf mehr öffentliche Aufmerksamkeit“, erklärt Jasper Holler von der BioBoden Genossenschaft. Mit 6,5 Prozent der landwirtschaftlichen Agrarfläche ist der Anteil von Bio-Land in der Bundesrepublik gering. Deckers möchte mit Feierabendglück „Alternativen aufzeigen, statt den Zeigefinger zu heben“. Ihr Wunsch ist es, die Bio-Küche noch populärer zu machen.

Um die Idee des Unternehmens weiter zu verbreiten, ohne Geld in die Hand nehmen zu müssen, geht Feierabendglück neuartige Wege. Zusätzlich zu den Rezepten werden in dem Kochbuch auf sogenannten Green Cards nachhaltige Unternehmen wie die sozialökologische Bank GLS oder die Suchmaschine Ecosia vorgestellt. „Das ist keine klassische Werbeanzeige, wir geben eine Anregung, wie man den eigenen Alltag ganz einfach vergrünern kann“, erläutert Deckers. Mit den vorgestellten Unternehmen wurden „Kommunikationsabkommen“ geschlossen. Über die Kommunikationskanäle dieser Firmen soll Feierabendglück bekannter werden.

Derzeit können weder Deckers noch ihre Mitstreiter von Feierabendglück leben. Dennoch planen sie schon für die Zukunft: Eine Erweiterung des Buchs ist angedacht.

Jonas Achorner

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