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Beam me up, Scotty!

Vorlesung Im Rahmen der Ausstellung „Things to come – Science Fiction Film“ im Filmmuseum sprach der Informatiker und Sachbuchautor Hubert Zitt über über die Zukunft, die schon immer in „Star Trek“ steckte

Der junge David neben seinem Vater Kirk und Mr Spock im Raumschiff „Enterprise“ Foto: TopFoto/Ullstein Bild

von Jenni Zylka

Auch wenn Pille, der Schiffsarzt der „USS Enterprise“ (im Original „Bones“), sich ungern bea­men lässt: Das Teleportieren von Menschen und Objekten ist bei „Star Trek“ ein Muss. Wie viel länger würde es dauern, wenn für jede Weltraumstrecke erst einmal das Shuttle ausgeparkt, das Navi gestellt und der Weg gefunden würde – bei einem nur 45-minütigen seriellen Abenteuer verschlänge das kostbare Zeit. Und dramaturgisch ist das Beamen-in-der-letzten-Millisekunde eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um Spannung zu erzeugen.

In der Realität beißt man sich daran nach wie vor die Zähne aus. Zwar macht man seit ein paar Jahren Fortschritte bei der sogenannten „Quantenteleportation“, die durch Änderungen von Quantenzuständen einzelne Atome überträgt. Aber das hat rein gar nichts mit den von „Star Trek“-Erfinder Gene Roddenberry vor genau 50 Jahren erdachten Science-Fiction-Ideen zu tun: einen Menschen oder ein Ding im Raum zu versetzen, ohne ihn zu bewegen, das können nur Scotty und seine NachfolgerInnen auf der „Enterprise“.

Dennoch: In „Star Trek“ steckte schon immer die Zukunft. Das behauptet und (nach guter Wissenschaftsmanier) beweist seit 20 Jahren der Elektrotechniker, Informatiker und Sachbuchautor Hubert Zitt in seinen „Star Trek“-Vorlesungen, deren 244. Ausgabe er am Donnerstag im Rahmen der Ausstellung „Things to come – Science Fiction Film“ im Filmmuseum vor einem über die Maßen gefüllten Saal voller Trekkies, Fans und Interessierter hielt.

Der 53-Jährige, dessen Alter, Expertise und Begeisterungsfähigkeit ihn zum perfekten „Star Trek“-Experten macht, zeigte seine Konklusionen auf über 100 Power-Point-Folien – jede einzelne designt wie der Bildschirm auf der Brücke der „Enterprise“ und demzufolge retrofuturistisch umrahmt von Zusatzinformationen und blinkenden Zeichen.

Zu erfahren gab es solides und erstaunliches Trekkie-Nerdwissen, mit dem man nicht nur Partygespräche dominieren (oder zum Erliegen bringen) kann. Beispielsweise, dass die MacherInnen der „Enterprise“ bereits 1964 Geräte ersonnen hatten, die dem erst knapp 20 Jahre später überall üblichen Faxgeräten ähnelten. Zudem hängten sie Flachbildschirme an die Raumschiffwände, als die ganze Welt noch in die Röhre guckte, klemmten den KommunikationsoffizierInnen die ersten Freisprechclips ans Ohr und erfanden mit dem „Sarrium-Krellid“-Akku eine Energiequelle, die ein modernes Handy – umgerechnet – 20,3 Millionen Jahre in den Stand-by-Modus schicken würde.

Dass so viele der „Star Trek“-Devices und -Gimmicks tatsächlich – mal genauso, mal etwas abgewandelt – Realität wurden, erklärt Zitt mit Roddenberrys nachhaltiger Recherche: Dem „Star Trek“-Vater war es enorm wichtig, die Machbarkeit seiner innovativen Hirngespinste zu überprüfen. Darum wurden viele der Scriptideen erst nach Konsultation mit echten Physikern, Nasa-Wissenschaftlern und ExpertInnen umgesetzt, die sich für Roddenberry sozusagen als TrendforscherInnen anspannen ließen.

Einen Menschen oder ein Ding im Raum zu versetzen, ohne ihn zu bewegen, das können nur Scotty und seine NachfolgerInnen

Dozent Zitt beweist mit seiner so unwissenschaftlichen wie nachvollziehbaren Leidenschaft für das als eher konventionelle Serie gestartete Franchise, dass interdisziplinäres Denken immer günstig ist. Und im Gegensatz zum landläufigen Fan, dessen kenntnisreiche Liebe zum Genre nicht unbedingt auf wissenschaftlichen Tatsachen fußen muss, betreibt Zitt Populärwissenschaft – im unterhaltsamsten Sinne. Seine Freude über die seit Juni dieses Jahres von einer US-Firma erhältlichen Bluetooth-Freisprecheinrichtung für Handys und andere Geräte, die im Design zu 100 Prozent dem klassischen „Star Trek“-Communicator (für Fans: in der „TOS“-Version) gleicht, ist echt. Und auch durch das Publikum geht ein glückliches Seufzen, als das Gerät zudem noch das charakteristische Geräusch macht, sobald seine goldene Klappe mit der typischen Handbewegung aufgeworfen wird.

Später erklärt Zitt das Prinzip des „Holodecks“, das bei „Star Trek“ und in anderen Science- Fiction-Filmen als schier unendlicher, mit holografisch erzeugten, aber auch haptisch fühlbaren Bildern und Eindrücken programmierter Trainings- und Abenteuerraum genutzt wird. Dessen gar nicht mehr so ferne Technik hat jüngst eine US-Firma aufgegriffen, die reale Meetings durch Holomeetings ersetzen will und aus deren Idee sich anscheinend auch Tom Tykwers Film „Ein Hologramm für den König“ (nach Dave Eggers’ 2012 erschienenem Roman gleichen Namens) speiste – von den holografischen Botschaften, die bei „Stars Wars“ aus kleinen Robotern purzeln, mal ganz zu schweigen.

Zur sehnsüchtig erwarteteten Technologie des Beamens schwieg Zitt. Dass er sich zu Beginn der nächsten Vorlesung vor aller Augen in den Saal beamen lässt, kann nicht ausgeschlossen werden.

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