Der Lobbyist der Woche: Kämpfer für ein offenes Netz
Drei, zwei, eins – am Montag um 14 Uhr ist es vorbei. Dann schließt das zuständige EU-Gremium die öffentliche Konsultation zur Netzneutralität. Nutzer, die sich gegen bezahlte Überholspuren im Netz einsetzen wollen – oder vielleicht dafür –, haben nur noch bis dahin Zeit, sich zu äußern.
Wenn es nach Tim Berners-Lee (Foto) geht, unbedingt dagegen. Gegen bezahlte Überholspuren. Dagegen, dass Telekommunikationsanbieter manche Dienste bevorzugen dürfen und andere ausbremsen. Dafür, dass alle Anbieter alle Daten, die sie durchleiten, gleichbehandeln. In einem Plädoyer, das er gemeinsam mit zwei US-ProfessorInnnen verfasst hat, schreiben sie: „Das Internet ist zur entscheidenden Infrastruktur geworden – für unseren Alltag, unsere Wirtschaft, unsere Demokratie.“
Dass Berners-Lee sich um das Befinden des Netzes sorgt, liegt auch daran, dass er eine ganz besondere Beziehung dazu hat. Denn Tim Berners-Lee hat 1989 das WWW erfunden. Also die Technologie, die es möglich macht, dass wir heute mit dem Browser durchs Internet surfen. Dass ohne starke Netzneutralität künftig Telekommunikationskonzerne darüber entscheiden, welche Inhalte im Netz einfach zugänglich wären und welche nicht – ein Albtraum für Berners-Lee. Schließlich hat er selbst das Konzept des offenen Netzes vom ersten Tag an verfolgt.
Er hätte es damals auch anders machen können. Er hätte seine Ideen und die Technik patentieren und damit wohl viel Geld verdienen können. Dass Berners-Lee darauf verzichtet hat, hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Netz das ist, was es heute ist: ein Ort, der nicht Konzerne bevorzugt und Initiativen, Blogger, kleine Firmen benachteiligt. Ob das in Europa so bleibt – das liegt jetzt nicht mehr in seiner Hand. Svenja Bergt
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