piwik no script img

EMtaz: La KolumneMorrison vs. Platini

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

„This is the end, my only friend, the end“: In der Rue Beautreillis in Paris treffen zwei tragische Fälle aufeinander.

„Vorsicht vor Taschendieben“: Michel Platini Foto: dpa

A n der Ecke Rue Neuve Saint-Pierre, in der Nähe der Bastille, hängt an einer grauen Häuserwand ein kritisches Trump-Plakat, das auch nur seinen Ruhm mehrt. Davor steht in der letzten Juniwoche ein Zerzauselter und erzählt vier Asiaten, wer er ist oder sein will. Aber die Asiaten haben kein Ohr frei. Sie starren auf ihre rosa Rollkoffer und warten, dass es für sie weitergeht.

Die andere Straße an dieser Kreuzung heißt Rue Beautreillis. In Nummer 17–19 war Jim Morrison eingemietet. Jimi und Janis hin, Brian und Kurt her: Von allen jungen Toten des Rock ‚n‘ Roll ist er der Mythischste.

Der Sänger der Doors war aus Amerika nach Paris geflohen. Erstens, weil alles so schlimm war (Nixon, Vater, Mutter). Zweitens, weil er verknackt worden war für das Herzeigen seines Schwanzes während eines Konzerts.

Aber wie die einen der Provinz entfliehen wollen und sie doch nur in die Metropole einschleppen, so brachte er sein Gefängnis mit nach Paris. Es war die Entfremdung der Pubertät, die alle guten Beziehungen zur Welt abschneidet und einen Teenager gegen böse Eltern, Lehrer und Politiker auf sich selbst zurückwirft.

Morrison hatte diese Phase auch mit 27 nicht überwunden und versuchte sein Leiden mithilfe von Drogen in Dichtkunst zu transformieren. „This is the end, my only friend, the end“, hatte er bereits auf dem Debütalbum der Doors gesungen. Vor fast genau 45 Jahren, am 3. Juli 1971, war es in der Rue Beautreillis tatsächlich zu Ende für ihn.

Um die Ecke hängt noch ein zweites Plakat. Es hat die Aufschrift „Vorsicht vor Taschendieben“ und zeigt ein Steckbriefbild von Michel Platini, der wegen Korruption gesperrte Ex-Uefa-Präsident und größte Fußballer, den Frankreich bisher hatte. Der ist ein wirklich tragischer Fall.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!