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Rassismus in ItalienBeim Spaziergang totgeprügelt

Der brutale Mord an einem nigerianischen Flüchtling in der Kleinstadt Fermo erregt das Land. Der Täter war ein stadtbekannter rechtsradikaler Hooligan.

Einige Einwohner_innen von Fermo zeigen ihre Anteilnahme am Tatort Foto: dpa

Rom taz | Das Opfer: ein Nigerianer. Der Täter: ein Italiener. Das Motiv: Hass. Ein rassistischer Mord am helllichten Tag mitten in der Kleinstadt Fermo erschüttert Italien. Zunächst hatte der 38-jährige Täter die Lebensgefährtin des Nigerianers angepöbelt und angegriffen; als dann ihr Mann einschritt, prügelte er diesen zu Tode.

Die Flüchtlinge, der 36-jährige Emmanuel Chimdi Namdi und die zehn Jahre jüngere Chia­miary, lebten seit acht Monaten in der 37.000-Einwohner-Stadt in der Region Marken an der Adriaküste, beherbergt von der Caritas. Aus Nigeria waren sie angesichts der Gewalttaten der Boko Haram geflohen, über Libyen, wo sie der Gewalt der Schleuser ausgesetzt waren. Die Frau verlor kurz nach der Ankunft in Italien ihr Baby.

In Fermo waren sie, so schien es, endlich in Sicherheit. Sicher fühlten sie sich auch, als sie am Dienstagnachmittag einen Spaziergang unweit ihrer Unterkunft im Erzbischöflichen Seminar unternahmen. Doch auf ihrem Weg begegneten sie Amedeo Mancini, Stierzüchter, der Polizei bekannt als rechtsradikaler, gewaltbereiter Hooligan und mit einem Stadionverbot belegt.

Mancini, ein muskulöser Hüne mit Tätowierungen auf Armen und Beinen, war mit einem Freund in der Stadt unterwegs. Er beschimpfte die Nigerianerin als „afrikanische Äffin“, dann wurde er handgreiflich. Als Emmanuel seine Frau verteidigen wollte, entwickelte sich eine Schlägerei.

Das Straßenschild als Tatwaffe

Einer der Beteiligten – den Zeugen zufolge ist unklar, ob der Täter oder das Opfer – riss den Pfahl eines Straßenschilds aus dem Asphalt. Namdi wurde von einem mit diesem Pfahl ausgeführten Schlag im Nacken getroffen und ging bewusstlos zu Boden. Mancini schlug und trat weiter auf ihn ein.

Nach einem Tag im Koma erlag das Opfer schließlich seinen schweren Hirnverletzungen. Der Täter verteidigt sich mit der Erklärung, er habe befürchtet, das nigerianische Paar habe „einen Autodiebstahl vornehmen wollen“. Er habe sich den beiden genähert, die ihn dann attackiert hätten. Namdi habe er „aus Notwehr“ totgeschlagen.

Aus Nigeria waren sie angesichts der Gewalttaten der Boko Haram geflohen, über Libyen

Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi erklärte nach dem Tod Namdis, der Staat müsse „sich Gehör verschaffen, die Regierung muss Präsenz zeigen“. Er entsandte am Donnerstag Innenminister Angelino Alfano nach Fermo.

Auf fremdenfeindlichem Kurs bleibt dagegen die Lega Nord. Einer ihrer Vertreter sah vor allem die Notwendigkeit, an „die italienischen Opfer von Verbrechen“ zu erinnern. Und Lega-Nord-Chef Matteo Salvini teilte auf Facebook mit, natürlich gehöre der Mörder bestraft, aber „es ist immer offensichtlicher, dass die unkontrollierte klandestine Immigration, besser: die organisierte Invasion, nichts Gutes bringt“.

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