: Gut betreut
DUALES LERNEN Die „Assistierte Ausbildung“ bietet auch psychologische Unterstützung
Sayed Sultani ist 32 Jahre alt. Vor sieben Jahren kam er als Geflüchteter aus Afghanistan nach Deutschland. Jetzt befindet er sich im ersten Ausbildungsjahr zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker bei einem großen Hamburger Autohaus. Wegen großer Schwierigkeiten in der Berufsschule war er schon kurz davor, die Ausbildung abzubrechen. Doch er bekam Hilfe.
Das Programm „Assistierte Ausbildung“ (AsA), initiiert von der Agentur für Arbeit, soll Auszubildenden mit Problemen eine Chance bieten. Es bietet mehr als Nachhilfe und Sprachförderunterricht: Die Auszubildenden erhalten auf Wunsch auch psychologische Betreuung. Außerdem können auch die Betriebe kostenlose pädagogische Beratung anfordern: „Wir schaffen es nur, den Jugendlichen zu unterstützen, wenn wir mit allen Akteuren arbeiten – auch mit den Betrieben“, sagt Sönke Fock, Chef der Hamburger Agentur für Arbeit.
Bundesweit bietet das Programm AsA Platz für 700 Auszubildende. Allein in Hamburg sind es 223. Doch davon sind 180 Plätze frei. Der Grund: Der Auszubildende oder sein Betrieb müssen die Initiative ergreifen. Doch Sönke Fock weiß: „Es kostet Überwindung, zuzugeben, dass man Unterstützung braucht.“
Beauftragt von der Agentur für Arbeit sind bundesweit verschiedene Träger für die Betreuung Auszubildender im Rahmen von AsA zuständig. In Hamburg sind es das Grone-Bildungszentrum und die Jugendbildung Hamburg. „Wir passen unsere Hilfe an die Bedürfnisse der Jugendlichen und ihrer Betriebe an“, sagt Lena Wiegmann von der Jugendbildung. Die Probleme während der Ausbildung seien vielfältig: „Manche kommen mit falschen Erwartungen in die Betriebe und sind dann überfordert.“ Andere seien im praktischen Bereich talentiert, könnten in der Berufsschule aber nicht mithalten.
Sayed Sultani braucht aufgrund sprachlicher Probleme Unterstützung in der Autowerkstatt und in der Berufsschule. Deshalb bekommt er zweimal in der Woche Deutschunterricht und zudem Nachhilfe in Mathe. Außerdem begleitet ihn die Jugendbildung bei Behördengängen. „Ich habe hier in Deutschland keine Familie. Deshalb kann ich nur mit den Sozialpädagogen über meine Probleme sprechen“, erzählt Sultani.
In Afghanistan hatte er seine eigene Autowerkstatt: „Dort haben wir alte Teile zusammengeschweißt und Kotflügel ausgebeult. Ersatzteile aus hochwertigem Aluminium hatten wir nicht“, berichtet Sultani. In Afghanistan gebe es auch keine Ausbildung zum Automechaniker. Deshalb müsse er noch viel lernen.
„Das sind aber genau die Leute, die wir suchen“, sagt Martin Peetz, Ausbildungsleiter des Autohauses. „Sayed ist unheimlich kreativ, flexibel und geschickt im Umgang mit den Materialien.“ Inzwischen sei auch klar, dass die Firma ihn nach seiner Ausbildung übernehmen werde. Antonia Stille
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