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Wachsende MüllhaldenBremen baut einen neuen Berg

In wenigen Jahren braucht Bremen eine neue Deponie. Weil der Platz knapp ist, setzen die Grünen auf Abfallexport ins niedersächsische Umland.

Spätestens in sechs Jahren voll: Mülldeponie Blockland. Foto: Ann-Kathrin Just

BREMEN taz | Bremen braucht mehr Platz für seinen Müll: Die seit 1969 existierende, rund 40 Hektar große Deponie im Blockland ist spätestens 2022 voll.

Sie soll zwar „solange wie möglich“ weiter betrieben werden, schreibt der Senat in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion. Doch für eine Erweiterung stehen allenfalls „kleinere Flächen“ zur Verfügung, eine Ausdehnung hin zum Waller Feldmarksee ist ausgeschlossen. Viel bringt das also nicht: Für gering belastete Abfälle, so der Senat, könnte es eine Laufzeitverlängerung von bis zu vier Jahren geben.

„Eine einfache Lösung gibt es nicht“, sagen die Grünen. Der Senat hat deshalb bereits in den Neunzigerjahren an einem runden Tisch über neue Standorte für eine Mülldeponie in Bremen diskutiert. Gesucht wird eine Fläche von mindestens 16 Hektar. Insgesamt gab es in Bremen sechs Orte, die prinzipiell infrage kamen. Übrig geblieben ist aber im Grunde nur das Gelände am Stahlwerk, wo allerdings auch anderes Gewerbe angesiedelt ist. Die Hemelinger Marsch und der Gewerbebereich in Niedervieland schieden zwischenzeitlich als Standorte aus – die Flächen werden mittlerweile anderweitig genutzt. Und die Osterholzer Feldmark sowie der südliche Hollerdeich in Oberneuland wurden als „ungeeignet“ abgelehnt. Bleiben noch Flächen in Rekum, ganz am nördlichen Ende Bremens. Doch sie sind für die Müllwagen nur „sehr schlecht erreichbar“, so der Senat.

Die grüne Fraktionsvorsitzende und Umweltpolitikerin Maike Schaefer will deshalb jetzt „das Gespräch mit Niedersachsen suchen“, insbesondere mit den Umlandgemeinden. Denn die exportieren schon jetzt Abfall ins Blockland, so das Argument. Und von der Bremer Müllverbrennungsanlage würden sie auch schon „seit Langem“ profitieren. Bremen produziert weniger Müll, als es selbst verbrennen kann. Deshalb wurden laut BUND schon 2013 rund 47.000 Tonnen Müll aus Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz in Bremen verbrannt.

Bis Ende 2015 schüttete die Blocklanddeponie insgesamt 14,3 Millionen Tonnen Müll auf. Aus Niedersachsen kamen 2006 erstmals größere Mengen, meist handelt es sich dabei um teerhaltigen Straßenaufbruch. Derzeit werden auf der Bremer Deponie im Schnitt 250.000 Tonnen Abfall pro Jahr abgelagert. Rund 20 Prozent davon werden aus Niedersachsen, weitere sechs Prozent aus Hamburg importiert. Dabei handelt es sich um Klärschlammasche. Der entsprechende Vertrag läuft zwar 2017 aus, Hamburg hat aber bereits Interesse an einer Verlängerung signalisiert. Der BUND lehnt solche Müllimporte ab und setzt auf höhere Recyclingquoten, Abfallberatung und einen Ausbau der Abholung von Sperrmüll und Elektroschrott. Derzeit werden in Deutschland laut BUND knapp zwei Drittel der Haushaltsabfälle recycelt.

Am Südhang des Müllberges stehen 15 Hektar für Solaranlagen in bester Lage zur Verfügung, wie der Senat sagt.

Der Bremer Senat rechnet damit, dass allein aus dem Stadtgebiet rund 160.000 Tonnen Müll im Jahr auf eine Deponie geschafft werden müssen. Und da rund drei Viertel des Mülls im Blockland bei Bau-, Abbruch- und Sanierungsarbeiten entstehen, sei angesichts des forcierten Wohnungsbaus in den kommenden Jahren mit entsprechend mehr Abfall zu rechnen, so der Senat.

Wenig Hoffnung setzt Rot-Grün indes in das neuerdings „Urban Mining“ genannte Recycling von abgelagertem Müll. Zwar seien laut neueren Forschungen etwa fünf Prozent der Siedlungsabfälle prinzipiell verwertbar, weil sie Metall, Papier, Kunststoffe oder Textilien enthalten. Doch die Aufbereitung sei „sehr aufwendig“ und derzeit „nicht wirtschaftlich“, so die Landesregierung. Sie vermutet etwa 260.000 Tonnen Eisen in der Blocklanddeponie – das entspricht etwa dem monatlichen Bedarf des Bremer Stahlwerks. Um solche Wertstoffe überhaupt nutzen zu können, müssten aber erst einmal „mehrere Millionen Tonnen“ Müll umgelagert werden.

Dennoch kann der Müllberg noch sinnvoll genutzt werden: An seinem Südhang stehen 15 Hektar für Solaranlagen zur Verfügung – und zwar „in bester Lage“, wie der Senat schreibt. Bislang ist davon erst ein Hektar mit Photovoltaik bebaut, 2011 wurde die erste Anlage in Betrieb genommen. Insgesamt erzeugen dort mehr als 3.500 Solarmodule etwa 750.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Das entspricht dem Jahresverbrauch von rund 300 Haushalten. „Wir unterstützen das Vorhaben, nach der Stilllegung der Deponie aus dem Abfallberg einen Energieberg zu machen“, so Maike Schaefer.

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