Daniel Bax über fehlende Vielfalt in den staatlichen Behörden: Da ist noch Luft nach oben
Fördern und fordern lautet der Grundsatz, dem sich die Bundesregierung in der Integrationspolitik verpflichtet fühlt. Und bei der Vorstellung des neuen „Integrationsgesetzes“, das sich das Kabinett jetzt für Flüchtlinge ausgedacht hat, erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière erst Mitte der Woche, Integration sei „keine Einbahnstraße“.
Nun – diesem selbst formulierten Anspruch muss sich dann auch die Bundesregierung stellen. Und da fällt der Befund suboptimal aus. Dank einer ersten umfassenden Studie sind Menschen mit Migrationshintergrund in den Ministerien und Behörden des Bundes noch deutlich unterrepräsentiert. Besonders im Vergleich zur Privatwirtschaft, wo ihr Anteil dem Bevölkerungsdurchschnitt entspricht. Da ist noch Luft nach oben, gerade, wenn der Staat hier seiner Vorbildfunktion gerecht werden soll.
Man sieht zwar, dass die bisherigen Maßnahmen und Diversity-Strategien bereits Früchte tragen. Und es mag sein, dass im Innenministerium – und vor allem in den Behörden, die ihm unterstellt sind – , das Bild deutlich besser aussieht als in anderen Ressorts. Zu denken geben sollte dabei aber auch, dass unter den Mitarbeitern mit Migrationshintergrund auffällig viele Frauen und jüngere Menschen zu finden sind, die vor allem im einfachen und mittleren Dienst arbeiten und seltener Beamte werden. Die berühmte „gläserne Decke“, an die Frauen beim beruflichen Aufstieg oft stoßen, gibt es auch für Migranten.
Es besteht noch Handlungsbedarf, denn eine größere Vielfalt im öffentlichen Dienst ist nicht nur demokratietheoretisch geboten, sondern auch von praktischem Nutzen. Für eine selbstgerechte Häme von Journalistenseite gegenüber der schwerfälligen Politik gibt es aber wenig Grund. Denn in den Medienhäusern sieht es noch schlechter aus als in der Verwaltung: Dort finden sich im Schnitt sogar deutlich weniger Mitarbeiter mit Migrationshintergrund – lediglich ein paar Prozent.
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