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heute in hamburg„Vielen fehlt der Ellenbogen“

BUCH Jörg Marwedel und taz-Autor Ralf Lorenzen haben im „System Jugendfußball“ recherchiert

privat
Jörg Marwedel

60, begleitet seit 2001 für die Süddeutsche Zeitung die Bundesliga-Nordklubs. Vorher war er u.a. bei der Welt.

taz: Herr Marwedel, wann beginnen die großen Clubs mit der Suche nach Nachwuchs?

Jörg Marwedel:Bei Werder Bremen werden schon Elfjährige gesichtet, es gibt ein sogenanntes U12-Talentteam. Begabte Kinder von anderen Vereinen bis 14 Jahre dürfen einmal die Woche mittrainieren. Mit 15 ist für Talente generell ein Platz im Internat des Leistungszentrums ein Thema. St. Paulis Ex-Profi Fabian Boll, jetzt Co-Trainer der U23, findet es aber „ungesund“, wenn junge Spieler einen Terminplan haben wie die Profis.

Welche Eigenschaften sind entscheidend, um im Fußball weiterzukommen?

Der Wille, aber leider auch die Anpassung an das System. Ein Spieler, der bei sich selbst bleibt, wird gern aussortiert.

Anpassung woran genau?

Den Kindern wird genau vorgegeben, wie gespielt wird. Das ist einerseits richtig: Eine Mannschaft ohne taktisches Konzept wird nie Erfolg haben. Auf der anderen Seite werden oft Dinge gefordert, die dem Typ nicht entsprechen. Viele scheitern auch daran, dass sie nicht die berühmten Ellenbogen haben.

Wen fördert der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lieber: den Altruisten, der der Mannschaft dient – oder den Egoisten?

Die wollen natürlich mannschaftsdienliche Spieler haben. Andererseits gucken die Scouts, die die Spieler an Profi-Clubs weitervermitteln wollen, eher auf die Egoisten. Das sind häufig die Jungs, die das Besondere ausmachen in einer Mannschaft.

Wer bildet die Ausbilder aus?

Die Stützpunkttrainer laden die Vereinstrainer zweimal im Jahr ein und erzählen in zwei Stunden, was – auf Wunsch des DFB – besonders trainiert werden soll. Das reicht aber nicht. Man müsste die Stützpunkte ausbauen, um die Trainer der kleinen Vereine wirklich zu schulen. Wie sagte U21-Bundestrainer Horst Hrubesch: „Nicht Löw oder ich machen die künftigen Nationalspieler, die Bundesliga auch nicht. Es sind die kleinen Vereine.“ INTERVIEW: KLI

Buchpräsentation „Die Zukunft des Fußballs“ und Diskussion über Jugendausbildung beim FC St. Pauli (u.a. mit Fabian Boll und Jan-Philipp Kalla): 19 Uhr, Clubheim des FC St. Pauli

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