Globaler Protest gegen Kohleabbau: Einheizen mit zivilem Ungehorsam
Weltweit gehen Klimaaktivisten gegen Kohleabbau vor. Die Aktion soll der „größte zivile Ungehorsam in der Geschichte der Umweltbewegung“ sein.
Dienstagmorgen, 7.30 Uhr in der Nähe des Stadt Merthyr Tydfil in Südwales. Etwa 300 Aktivisten strömen auf die Abraumhalden von Großbritanniens größtem Kohletagebau, legen die gesamte Produktion lahm und verbreiten ihre Botschaft: Keine neuen Minen mehr im Land, Schluss mit der Kohle im ganzen Königreich.
Ein Novum in Großbritannien. Noch nie haben Umweltaktivisten massenweise die Kohleproduktion im Land gestört. Die Medien des Landes, von BBC bis Guardian, berichten. Ziel aus Sicht der Aktivisten erreicht.
Die Aktion markiert eine neue Qualität in der Umweltbewegung. Unter dem Dach der global vernetzen Klimaschutzorganisation 350.org finden die nächsten zwei Wochen in 13 Ländern ähnliche Proteste gegen die Nutzung fossiler Rohstoffe statt. In Australien sind Demonstrationen gegen den größten Kohlehafen der Welt in Newcastle geplant, in den USA geht es gegen Ölbohrungen in der Arktis, gegen Pipelines und gegen Fracking.
In der Türkei demonstrieren Anwohner in der Nähe von Izmir gegen Kohle, in Indonesien wird vor dem Präsidentenpalast in Jakarta gegen die Kohlepläne der Regierung demonstriert. In Deutschland wollen AktivistInnen vom 13. bis 16. Mai die Braunkohleproduktion in der Lausitz stören.
Damit hat Deutschland einen neuen Exportschlager: die Massenblockade der Produktion fossiler Rohstoffe, vor allem Kohle. In der Bundesrepublik konzentrieren sich KlimaaktivistInnen unter dem Label „Ende Gelände“ auf die Tagebaue und setzen ihre Forderungen nach einem Ausstieg aus der Kohle medienwirksam in Szene.
Das hat auch die Aktion in England inspiriert. Von dort waren Aktivisten im vergangenen Jahr nach Deutschland gereist und haben die Taktiken in ihrem Land übernommen. „Wir sind ganz klar von Ende Gelände inspiriert“, sagt Paul, ein englischer Aktivist. In diesem Jahr wollen weitere Gruppen aus dem Ausland in der Lausitz lernen.
Ziviler Ungehorsam weltweit – damit will 350.org Druck auf die Politik machen, das Weltklimaabkommen von Paris umzusetzen. „Wir sind entschlossen, den schlimmsten Umweltverschmutzern auf diesem Planeten politisch einzuheizen“ sagt Bill McKibben, Mitgründer von 350.org.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autoritäre Auswüchse beim BSW
Lenin lässt grüßen
Rückgabe von Kulturgütern
Nofretete will zurück nach Hause
BSW in Thüringen auf Koalitionskurs
Wagenknecht lässt ihre Getreuen auf Wolf los
Nach Ermordung von Jamshid Sharmahd
Deutschland schließt Konsulate des Iran
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott