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heute in hamburg"Falsche Herangehensweise"

SALAFISMUS Die Bürgerschaft entscheidet heute über zwei Anträge zur Prävention an Schulen

dpa
Cansu Özdemir

27, die Fraktionsvorsitzende der Linken und Sprecherin für Soziales studiert Politikwissenschaften

taz: Frau Özdemir, heute wird in der Bürgerschaft über zwei Anträge zur Salafismus-Prävention diskutiert – einer von der Linkspartei, einer von der FDP. Machen Sie jetzt gemeinsame Sache mit den Liberalen?

Cansu Özdemir: Nein. Aber die FDP hat gefragt, ob wir das zusammen debattieren können. Und da es ja das gleiche Thema ist, haben wir gesagt: Okay.

Kann die Politik das Problem mit den Salafisten überhaupt lösen?

Politik kann Beschlüsse fassen und die Akteure, die täglich damit beschäftigt sind, unterstützen. Natürlich spielen finanzielle Ressourcen eine Rolle, die die Politik beschließen muss.

Was muss Ihrer Meinung nach passieren und wer soll es tun?

Wir fordern, dass verbindlich stattfindende Fortbildungen und Weiterbildungen des gesamten Lehrkörpers zum Thema Salafismus implementiert werden. Und dass das Thema zum Beispiel in den Schulfächern Religion, Ethik und Philosophie behandelt wird.

Sie meinen, durch Aufklärung allein löst sich das Problem?

Ich denke, dass es wichtig ist, damit SchülerInnen diese gewaltbereiten Strömungen einordnen können. Und damit ihre Fragen beantwortet werden können und sie nicht auf YouTube bei Pierre Vogel oder anderen salafistischen Predigern danach suchen.

Was läuft falsch im Umgang mit Salafismus an Schulen?

Wir haben zum Beispiel von einer Schülerin gehört, die nach den Sommerferien voll verschleiert in die Schule kam. Die Lehrkräfte waren überfordert, die Schülerin hat einen Verweis bekommen und durfte drei Wochen nicht zur Schule kommen. Das ist die falsche Herangehensweise, weil die Schülerin eine Abgrenzung zu spüren bekommt und erst recht zu salafistischen Gruppen geht, wo sie dann die Anerkennung bekommt.

Welche Ideen gibt es denn zur Prävention außerhalb der Schule?

Es gibt die Beratungsstelle Legato, aber auch Jugendzentren und Streetworker, die stärker unterstützt werden müssen. Ein anderer Punkt ist, dass man über Alltagsdiskriminierung spricht. Salafisten haben viel Zulauf von Menschen, die das Gefühl haben, dass sie nicht Teil der Gesellschaft sind. Da muss man über den Zugang zum Arbeits- und Wohnungsmarkt sprechen.

Interview: KSch

Bürgerschaftssitzung: 15 Uhr, Rathaus, Plenarsaal. Anmeldung im Foyer. Livestream: www.hamburgische-buergerschaft.de/buergerschaft-live/

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