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Frauenhäuser stärker frequentiert

Maßnahmen Der Senat nimmt umfassend zur Situation geflüchteter Frauen und Mädchen Stellung

Eine repräsentative Untersuchung über Gewalt gegen Frauen gibt es nicht

Der rot-grüne Senat hat festgestellt, dass Gewalt gegen geflüchtete Frauen in den städtischen Einrichtungen ein großes Problem ist. Die Ursache dafür kann er aber nicht erklären. Das geht aus einer Großen Anfrage von rot-grünen ParlamentarierInnen hervor, die der Senat zur Situation von geflüchteten Frauen und 135 unbegleitet eingereisten minderjährigen Mädchen beantwortet hat.

„Im Vordergrund der Anfrage stand der Schutz vor Gewalt“, sagt die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gabriele Dobusch. „Wir wollten aber auch sicher stellen, dass Frauen und Mädchen an den Integrations-Angeboten teilhaben.“ Der Senat hat eingeräumt, dass es zur Gewalt gegen geflüchtete Frauen keine belastbaren Erkenntnissein Form von repräsentativen Untersuchung über die „quantitative und qualitative Entwicklung“ gebe. Erst seit Januar erfasse die Polizei bei den Opfern das Merkmal „Asylbewerberin“. In den fünf Frauenhäuser der Stadt verdoppelte sich 2015 innerhalb eines halben Jahres die Zahl der Schutzsuchenden auf insgesamt 99 Frauen und Kinder, 133 Betroffene nahmen die Hilfe von Gewaltberatungsstellen in Anspruch.

Das Thema Genitalverstümmelung sei bereits Gegenstand eines Konzeptes zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, so der Senat, und ein runder Tisch widme sich der Weiterentwicklung von Präventionsmaßnahmen.

Zur Integration in den Arbeitsmarkt habe die Behörde Instrumente zur Lösung frauenspezifischen Problemlagen entwickelt, um potenzielle Arbeitssuchende besser anzusprechen und über einen flexiblen Zeitraum bei der Ausbildungs- und Berufsaufnahme zu begleiten.

Die Stadt und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wollen die Zahl der Sprach- und Integrationskurse in diesem Jahr verdoppeln –auf insgesamt 16.300 Plätze. Die Sprachkurse des BAMF richte sich an Frauen mit gesichertem Aufenthaltsstatus oder Bleiberechtsperspektive.

Auch die sechs Hochschulen haben Senatsangaben zufolge zahlreiche Förderprogramme aufgelegt: Im Wintersemester „UHHhilft“ der Universität hätten sich knapp 200 Frauen eingeschrieben. Als besonderes Angebot gebe es sogar einen Frauenstammtisch. Die Hafen-City-Uni bietet ein Gasthörerprogramm bevorzugt mit einer Frauenquote von 40 Prozent für geflüchtete Frauen an. „Wir haben jetzt einen Überblick“, so das Resümee von Dobusch, „und können verfolgen, ob die Angebote bei den Frauen ankommen“. Kai von Appen

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