Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Am 6.4. hat TAZ-Redakteur Jost Maurin Herrn Niggli vom FIBL (Schweiz) eine ganze Seite Raum gegeben, in dem dieser sich für den Einsatz des gentechnischen Züchtungsverfahrens CRISPR/Cas ausspricht. Als mögliche Einsatzort nennt Herr Niggli unter anderem auch die Apfelzüchtung.
Als Apfelzüchter (und Verfasser eines wissenschaftlichen Artikels über die Geschichte der weltweiten Apfelzüchtung) habe ich der TAZ daraufhin einen Offenen Brief an Prof. Niggli zur Kenntnis geschickt, in dem ich ausführlich erläutere, dass Herr Niggli falsche Tatsachen über die klassische (nicht-gentechnische) Kreuzungszüchtung behauptet und daraus dann die Notwendigkeit des Einsatzes des neuen Gentechnik-Verfahrens ableitet). Den Offenen Brief an Prof. Niggli kann man hier nachlesen: http://www.kulturpflanzen-nutztiervielfalt.org/fachliche-erwiderungen-auf-das-pro-gentechnik-interview-taz-6416-von-fibl-leiter-uniggli
TAZ-Redakteur Jost Maurin hat von den 4 Seiten meiner fachlich-wissenschaftlichen Erwiderung nicht einen einzigen Satz veröffentlicht. Das einzige, was er zitiert, ist meine Frage am Schluss des Briefes, ob Prof. Niggli noch der richtige Leiter eines Instituts sei, das sich "Forschungs-Institut für den Biologischen Landbau" nennt.
In seinem Kommentar behauptet Redakteur Jost Maurin anschließend: "Doch manche Aktivisten, etwa im Umfeld des Bioverbands Demeter, wollen solche Thesen (die von Prof. Niggli) nicht diskutieren, sondern diese unterdrücken. Darum geht es, wenn diese Gesinnungspolizisten fordern, dass Niggli schweigen oder gar seinen Posten verlieren solle".
Angesichts der Tatsache, dass Herr Maurin zuvor meine 4 Seiten lange fachlich-inhaltliche Erwiderung auf Niggli's Thesen vollständig verschwiegen hat, ist seine Kommentierung schon ein starkes Stück Tendenz-Journalismus, wie man es früher nur von der BILD-Zeitung kannte!
Hans-J. Bannier
Obst-Arboretum Olderdissen (Bielefeld)
Die taz hat sehr wohl ausführlich fachliche Argumente gegen Nigglis Position zu Wort kommen lassen, sogar gleich in 2 Texten, die sich auf das Niggli-Interview beziehen: http://www.taz.de/Szene-Streit-um-Gentechnikaussagen/!5295053/ und http://www.taz.de/Streit-ueber-neue-Gentech-Methode/!5290332/. Darin werden repräsentative Organisationen wie der Biodachverband BÖLW, Bioland oder Demeter zitiert.
Die taz kann schon aus Platzgründen nicht jede Einzelstimme zitieren, zumal mit einer für Laien schwer verständlichen Fachdebatte über "monogenetische" Apfelzüchtung. Da waren die Gegenargumente vom BÖLW etwa schon viel gewichtiger.
Wir können uns als Journalisten nicht vorschreiben lassen, wen wir zitieren, die Auswahl und Gewichtung müssen wir schon selber treffen. Das ist eben freie Presse. Aber damit scheinen manche genauso große Probleme zu haben wie mit der Meinungsfreiheit für Wissenschaftler, die vom Bio-Mainstream abweichende Thesen zur Diskussion stellen.
Jost Maurin
"Schließlich ist er kein Lobbyist, sondern Wissenschaftler."
Natürlich. Das Eine schließt ja das Andere kategorisch aus.
"Mit freier Debatte haben manche in der Bio- und Anti-Gentechnik-Bewegung ein Problem."
Warum? Weil sie ihrerseits das Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nehmen?
Herr MAURIN, etwas weniger STEINsche Simplifizierung täte der Debatte gut.
Die konsequent kritische Haltung zur Gentechnik ist richtig. Und komplett ideologiefrei !
Die Erfahrung lehrt immer wieder daß all die gutgemeinten Heilsversprechen aus Forschung und anwendenden Industrie am Ende nur noch mehr Probleme geschaffen hat.
Das neue Verfahren verspricht wieder Dinge, die sich nach aller Erfahrung in der Praxisanwendung relativ sicher anders zeigen werden. Aber der naive Mensch glaubt weiter an das Wundermittel.
Skepsis ist absolut richtig und angebracht.
Die Menschen beherschen mit ihrer Technik die Natur eben nicht. Die Erfahrung aus der Atomtechnik mit dem nie zu lösenden Endlagerproblem und der Reihe von irreperablen Atomkatastrophen hat das Vertrauen eben nachhaltig beschädigt.
Gentechnik ist und bleibt ein gewagtes Experiment, so groß die Faszination auch sein mag.
So isset!
Erwin Chargaff läßt Grüßen!
Das Feuer des Heraklit.
"Kanada hat Erfahrung damit gemacht, in den USA hat man Erfahrung damit, aber alles wird TOT geschwiegen. Es gibt Filmberichte uber die Schäden an Mensch und Natur. "
Ja was denn nun? Torschweigen oder Berichten?
"Der Fall Niggli beweist, dass Teile der Umweltbewegung genauso intolerant sind wie ihre Gegner."
Es hätte kaum dieses "Falls" bedurft, um das unter Beweis zu stellen. Oder glaubt irgendwer hier noch an den Osterhasen? Intoleranzeier werden schließlich nicht nur bei konservativen Hardlinern gerne gefunden.
Bio ist für die meisten romantisch und antimodern. Früher war alles besser und ultrakonservativ.
Es gibt für ALLES eine ganz einfache Regel:
Alles in Maßen, nie in Massen!
[...]
Wie immer ist ein Mix aus konventionell und ökologisch das Beste. Ausserdem soll auch noch Jeder Verbraucher selber entscheiden können, wofür er sein Geld ausgibt.
Das der Massenproduktion und somit der Tierqäulerei, dem Vergiften der Äcker ein Ende bereitet werden muß, sollte jeder halbwegs, humanistisch intelligente Mensch wissen.
Wenn nur noch die Gier über Allem steht, wird die Menschheit irgend wann ihren eigenen Dreck und nur noch Chemie essen! Denn die Natur lässt sich eben nicht bis zum letzten ausbeuten. Sondern rächt sich bereits mit Klimaveränderung und dem sterben von natürlichen Ressourcen.
Kommentar bearbeitet. Bitte bleiben Sie sachlich.
Das die GEN-Konzerne sich nun auch in die Öko und Bio- Branche einschleichen war ja zu erwarten. Die Kommentare zeigen wie weit ihre mentale Konditionierung bei der inbtelektuellen "Elitee" schon fortgeschritten ist. Gengifte, Bodenerossion, Genschädigung bei Mensch und Tier, das alles wird ignoriert. Ebenso die wissenschaftlichen Beweise. Genau wie bei Glysophat. Dies Branche "erfindet" einfach etwas neues, gibt ihm einen interessanten Namen, besticht ein paar Wichtigtuer??? und gut ist es. CRISPR/Cas9 klingt toll. Gentechnik für den Hobbygärtner, da findet man ja auch Glysophat.
Schöne neue giftige Welt. Der Kriegsrestmüll im eigenen Garten. Da wundern sich die Leute dann wieso sie Krebs kriegen wo sie doch nur die eigens selbst angebauten Tomaten essen.
Ich hoffe es gibt eine neue Bewegung, aber ich glaube die Querdenker sind am Aussterben.
Ich hoffe die TAZ läßt meinen Brief nicht wieder im Müll enden. Und bitte den ganzen Text., wenn schon!
Übrigens, die Genschere CRISPR/Cas9 wird immer mehr verbessert: http://www.wissenschaft.de/leben-umwelt/medizin/-/journal_content/56/12054/11184157
Sekten und Ideologien haben immer Schwierigkeiten mit einer ergebnisoffenen wissenschaftlichen Diskussion. Das Glaubensbekenntnis darf nicht hinterfragt werden. Das ist der Leim, der die Anhänger zusammenhält. Laufen die Mitglieder weg, entfallen die wirtschaftliche Grundlage und die Macht des Klerus.
Eines ist sicher: Jede Ideologie scheitert an der Realität!
"Jede Ideologie scheitert an der Realität".
Wie jeder an der "sicheren und sauberen" Atomenergie zur Kenntnis nehmen konnte. Wieso sollte dasselbe nicht auch für die "sichere und saubere" Gentechnik zutreffen?
Etwa, weil DuPont und Monsanto vollkommen ehrliche, selbstkritische und altruistische Konzerne sind - im Gegensatz zu RWE, Vattenfall und EON?
Was genau hat denn Herr Niggli eigentlich "erforscht"? Meines Erachtens hat er bestenfalls ein paar Forschungsberichte gelesen, praktisch gearbeitet haben wird er wohl nicht. Insofern ist es eine ziemlich grobe Verdrehung der Fakten, hier von "Gesinnungspolizei" und "unterdrückter Forschung" zu fantasieren.
Der Fehler liegt wie üblich im Grundsätzlichen: Was dem Menschen nicht passt, was seine Profitmaximierung stört, muss "ausgemerzt" werden. "Krankheiten" auszurotten, in dem man Gene entfernt oder "abschaltet" sind da nur der Anfang. Schon vor dreißig, vierzig Jahren träumten Agrar-Professoren in Deutschland von einer "besseren Welt", in der nur noch die Pflanzen und Tiere existieren, die der Mensch zu seinem Nutzen anbaut und züchtet.
Welch ein fatalistisch verkürzter Blick auf das feine Zusammenspiel aller im Ökosystem. Wer glaubt, er könne eine solche "Welt" bauen, der lebt in einem Alptraum, wer glaubt es gäbe eine Natur vom Reißbrett menschlicher Profitinteressen ohne störende Antagonisten, ohne labile Gleichgewichte, der hat sie nie begriffen. Wer davon redet, mit den Verfahren der Gentechnik etwas zur Verbesserung dieser "Natur" beizutragen, der denkt dabei doch eigentlich nur an die Verbesserung seines Kontostandes.
Die Natur hat gelernt, sich "breit aufzustellen" und allen Ansätzen von (Über)leben eine Chance, einen Platz zu bieten. Für jede "abgeschaltete Krankheit" werden früher oder später neue Alternativen am Horizont erscheinen. Alternativen, mit denen wir weder gerechnet haben, noch dass sich unsere Organismen auf sie einstellen konnten.
Unser Dilemma ist das gleiche wie bei der Atomenergie. Wir haben nur diese eine Welt. Sollen wir die denn wirklich den Irren, den größenwahnsinnigen, selbsternannten Vervollkommenern "Gottes Plans", den verwertungsorientierten Maximalkapitalisten überlassen in der Hoffnung, die würden schon selbst noch rechtzeitig erkennen, in welcher Sackgasse sie gerade wieder unterwegs sind?
"Freiheit der Wissenschaft". Gar nicht mal so schlecht der Witz, wäre er nur nicht so zynisch.
@Manfred Stein Danke für den Hinweis, dass wissenschaftliche Diskussionen ergebnisoffen sein sollten. Daran muss man einige Menschen tatsächlich hin und wieder erinnern!
@Manfred Stein Ideologen ist es vor allem eigen, dass sie sich selbst nicht als solche erkennen. Die Großsekte der sich für normal haltenden ist dafür das beste Beispiel.
@Manfred Stein Ideologie scheitert nicht an der Realität sondern am Menschen der sich kaufen lässt.
Der "käufliche Mensch" IST ein Stück Realität. Das vergessen Ideologen gerne.
Nur ist "käuflich" zu kurz gegriffen. Realität sind Milliarden Menschen mit jeweils individuellen Prioritäten im Leben. Geld ist nur ein bündelndes Mittel, um einen recht ansehnlichen Strauß an möglichen, individuell gesetzten Prioritäten zu realisieren. Ideologie setzt vielfach voraus, dass eine große Menge Menschen ihre Prioritäten vereinheitlicht - und scheitert an der Realität, dass das genau nicht in deren Sinne ist.
@Manfred Stein Man muß heute eine LOGE sein und oder der Richtigen angehören, leider ist man dann aber ein Mitläufer und unter Kuratell. Sekten, das Wort hat einen schlechten Klan, mir ist das Wort Gemeinschaft werter. Gemeinschaft bedeutet nicht auf einen Führer zu hören sondern gemeinsam etwas zu erschaffen.
Diskursverbot ist "Kirche im schlechtesten Sinn"
.
Es haben nicht Millionen für "Aufklärung" gekämpft, damit eine lautstarke Gruppe von (so sorry) "Okofaschisten" jede offene Diskussion die nicht in ihre Richtung passt unterdrückt!
.
Mal unpolemisch! Es gibt viele Probleme die man/Frau bereden muss, aber viele haben keine "Kenntnis" doch eine "starke Meinung"!
.
Klar gibt es die Nummer: Tot-Diskutieren, doch so wenig wie ich Rechtsstaat und Bürgerrechte damit verteidige kann das ich sie abschaffe, kann ich auch Umwelt usw. schützen in dem ich Diskurs darüber verunmögliche.
.
Brummt Sikasuu
Das Gentechnik lebensfeindlich ist ist doch schon lange erwiesen. Denken sie nur daran was alleine die Spritzmittel für Unheil anrichten. Wie die Böden ausglaugt werden. Das dies nicht in der breiten Bevölkerung ankommt oder wie man hier in den Leserbriefen liest nicht mal beim Mittelstand liegt daran dass die Lobby ide daran verdient sehr stark und mächtig ist und schon sehr sehr lange existiert. Kanada hat Erfahrung damit gemacht, in den USA hat man Erfahrung damit, aber alles wird TOT geschwiegen. Es gibt Filmberichte uber die Schäden an Mensch und Natur. Aber die Sucht immer beim neuesten mit dazusein ist stärker wie die Erkenntnis. Vielleicht schreiben hier aber auch nur noch Leute, die ihre Aktienportfolio in Gentechnik ob Grüne (wer streicht den da die Braune Grün?) oder Schwarze! schützen und erhalten wollen???
Gentechnik ist lebensfeindlich, weil Glyphosate evtl. krebserregend sind? Sie behaupten also, die Methode, mit der Resistenzgene für einen Herbizid in eine Pflanze eingebracht werden ist lebensfeindlich, weil das Herbizid schädlich ist?
Was ist denn z.B. mit dem Klassiker Insulin, halten Sie dies nicht für lebensförderlich?
Natürlich muss über Risiken in der Anwendung diskutiert werden und jeder, der ein bisschen was von Ökologie versteht, weiß dass Anwendungen ala Monsanto gegen den Baum gehen müssen.
Aber mit Ihrer Argumentation müsste man auch 3D-Drucker verbieten, weil man damit Schusswaffen bauen kann.
@bernd konfuzius Konfuzius würde sie wahrscheinlich rausschmeißen wenn er wüßte für was sie seinen Namen mißbrauchen.
Aber mit dieser Argumentation müßte man auch einen 3D-Drucker verbieten, weil man damit Schusswaffen bauen kann.
Ist ihr Vergleich wirklich ernst gemeint?
Ich kenne keinen 3D Drucker der Metall formen kann.
Dann der Thema Resistengene, weshalb muß ich ein Resistenzgen in eine Pflanze einbauen ist ein Herizid ein Schädling, erklären sie mir doch mal diese Logik. Weshalb muß dann trotzdem gepritzt werden, mit noch gefährlicheren Mitteln. Ich kann nicht umhin dies als kriminell einzustufen. Da kann ich nur sagen das ist kriminell. Insulin mit Herbiziden zu vergleichen ist meiner Meinung nach idiotisch. Insulin ist ein Hormon, schreibt sich zwar auch mit H am Anfang hat aber mit Herbiziden nichts zu tun. Der Mensch braucht es, Herbizide braucht er nicht. Haben sie die Logik begriffen!
Ja der Vergleich ist ernst gemeint. Ich bin nicht hier um Ihnen die Welt zu erklären, bitte informieren Sie sich anderenorts zu 3D Druckern.
Aber zum Thema, soweit ich ihrem Satzbau folgen kann: Warum ich Insulin anführe? DIeses Hormon hat sehr wohl etwas mit der Thematik zu tun. Es wird nämlich industriell, wie viele andere Pharmaprodukte, in Hefe produziert. Diese Hefen sind gentechnisch verändert, von allein könnten sie das nicht.
Zur Erläuterung mit dem Herbizid: Das klassische Beispiel, auf welches ich bezug genommen habe, ist Monsantos RoundUp und entsprechende RoundUp-ready Sorten. Roundup ist ein Herbizid, und eigtl. giftig für alle Pflanzen. Die Resistenzgene ermöglichen es jedoch den angebauten Sorten dieses Gift abzubauen und dann allein auf dem Feld zu wachsen. Das finde ich natürlich genauso schei'e wie Sie! Aber um sowas zu verhindern muss man sich auf ganz andere Dinge stürzen und nicht Gentechnik als Methode verteufeln.
Ihr letzter Satz ist dann wohl eher Wunschdenken. Herbizide braucht der Mensch nicht? Ich glaube SIe finden nichtmal einen Demeterbauern der Ihnen dies unterschreiben würde.
Dieser Artikel ist noch viel zu nett. Nur weil man seine Wissenschaftsfeindlichkeit grün anmalt, ist man als Impfgegner oder kategorischer Gentechnikfeind nicht besser als ein Kreationist oder ein Klimaleugner.
@Christian Genau das ist der Punkt. Wo ist der Like-Button?
Wird es Kamala Harris? Und: Ist es entscheidend, wer für die Demokraten antritt? Sicher. Aber sicher nicht so entscheidend wie Joe Bidens Verzicht.
Kommentar Gentechnik-GegnerInnen: Die Bio-Gesinnungspolizei
Manche Kritik an Urs Nigglis Aussagen zur Gentechnik ist autoritär. Teile der Umweltbewegung sind so intolerant wie ihre Gegner.
Aktion gegen Gentechnik. Auch die Kritik an Urs Niggli steht teilweise auf dem Kopf Foto: dpa
Mit freier Debatte haben manche in der Bio- und Anti-Gentechnik-Bewegung ein Problem. Das zeigen Reaktionen auf das taz-Interview vom 6. April mit Urs Niggli, dem Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl). Er hatte in der taz gesagt, dass die neue Gentechnik-Methode Crispr/Cas „großes Potenzial“ habe.
Doch manche Aktivisten, etwa im Umfeld des Bioverbands Demeter, wollen solche Thesen nicht diskutieren, sondern diese unterdrücken. Darum geht es, wenn diese Gesinnungspolizisten fordern, dass Niggli schweigen oder gar seinen Posten verlieren solle.
Solches Gebahren hat die Linke stets zu recht kritisiert, zum Beispiel wenn Gentechnik-kritische Wissenschaftler in öffentlichen Instituten kaltgestellt wurden. Der Fall Niggli beweist, dass Teile der Umweltbewegung genauso intolerant sind wie ihre Gegner.
Tatsächlich widerspricht Niggli mit seinen Äußerungen der Beschlusslage der Bioverbände. Aber das sollte er dürfen. Schließlich ist er kein Lobbyist, sondern Wissenschaftler. Die Freiheit der Forschung ist ein hohes Gut. Nur wenn Wissenschaftler ohne Denkverbote Ideen entwickeln und diskutieren können, kann es Fortschritt geben.
Für das Fibl wäre es eine Katastrophe, wenn Niggli nun bestraft würde. Nicht nur, weil es den Kopf verlieren könnte, der aus einer kaum gehörten Institution das weltweit bekannteste Institut seiner Art gemacht hat. Sondern auch, weil die Glaubwürdigkeit des Instituts dahin wäre. Forschungsergebnisse des Fibl würden sich immer leicht abwerten lassen, weil seine Wissenschaftler ja nur einer Ideologie verpflichtetes Sprachrohr der Bioverbände seien.
Dann wäre es aber fraglich, ob der Schweizer Staat noch ein Viertel des Institutsetats finanzieren würde. Schlimmer aber wäre: Das Fibl würde nicht mehr als seriöse Forschungseinrichtung gelten. Und könnte nicht mehr so wirksam den Biolandbau mit wissenschaftlicher Expertise unterstützen.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Gentechnik
Kommentar von
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
Themen
mehr von
Jost Maurin