Missbrauchsvorwürfe gegen Blauhelme: 108 Mädchen und Frauen betroffen
In der Zentralafrikanischen Republik sollen UN-Soldaten Frauen vergewaltigt und zur Sodomie gezwungen haben. Die UN droht Disziplinarmaßnahmen an.
Seit Monaten gibt es Berichte über sexuellen Missbrauch zentralafrikanischer Frauen durch UN-Blauhelmsoldaten, die zum Schutz der Zivilbevölkerung in das zeitweise in totalem Chaos versunkene, total verarmte Land geschickt worden waren. Der französische UN-Botschafter François Delettre reagierte besonders betroffen auf die Enthüllungen. Sie seien „widerlich und abscheulich“, und falls sich die Vorwürfe als wahr herausstellten, werde es exemplarische disziplinarische Maßnahmen geben.
Aids-Free World zufolge sagten drei Opfer einem UN-Mitarbeiter, dass sie 2014 gefesselt, ausgezogen und dann von einem französischen Militärkommandeur zum Sex mit einem Hund gezwungen worden seien. Ein ebenfalls geknebeltes viertes Mädchen sei später an einer unbekannten Krankheit gestorben. Erst am Montag soll eine 16-jährige Jugendliche in einem anderen Landesteil vergewaltigt worden sein. Diese Berichte von insgesamt 98 Betroffenen seien hohen UN-Vertretern übergeben worden, teilte Aids-Free World weiter mit.
UN-Sprecher Stephane Dujarric sagte, die Berichte bezüglich des Hundes seien noch nicht verifiziert. Die Ermittlungen dauerten an. Der UN-Menschenrechtskommissar Seid al-Hussein sprach ebenfalls von ekelerregenden Vorwürfen. Die Regierungen aller drei Länder, die sich an der Friedensmission für die Zentralafrikanische Republik beteiligt hatten, seien darüber informiert worden. Neben Frankreich sind das Gabun und Burundi.
Vorfälle in der Vergangenheit
Seit Monaten stehen die Vereinten Nationen wegen wiederholten Anschuldigungen des Kindesmissbrauchs und anderer Sexualverbrechen durch Blauhelme im Zwielicht. Zu Übergriffen soll es neben der Zentralafrikanischen Republik vor allem in Kongo gekommen sein. Ähnliche Vorwürfe wurden auch gegen die französische Einsatztruppe Sangaris laut, die unabhängig in der Zentralafrikanischen Republik operiert.
Dujarric zufolge gehen die neuen Anschuldigungen aus dem Land auf das Jahr 2013 zurück und richten sich auch gegen örtliche Milizengruppen. Ein Inspektorenteam der UN sei vor Ort, um derzeit das genaue Ausmaß „dieser extrem verstörenden Vorwürfe“ zu ermitteln, teilte er am Mittwochabend mit. Die Experten hätten schon eine mutmaßliche Verwicklung von UN-Blauhelmkontingenten aus Burundi und Gabun festgestellt. Die verdächtigen Soldaten müssten im Zuge der Ermittlungen in ihren Lagern bleiben.
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