piwik no script img

„In die Schule muss ein Koch“

KINDER Volksinitiative will mehr Personal in Ganztagsschulen – und Küchen

Guter Ganztag
Christina Dwenger

46, Journalistin und Mutter zweier Kinder, ist Vertrauensfrau der Volksinitiative Guter Ganztag.

taz: Frau Dwenger, die Volksinitiative Guter Ganztag hat im Herbst 15.000 Unterschriften gesammelt und verhandelt jetzt mit dem Senat. Kommt der Ihnen entgegen?

Christina Dwenger: Die Gespräche sind konstruktiv. Über den Inhalt haben wir Stillschweigen vereinbart.

Werden Sie sich einig oder kommt das Volksbegehren?

Die Fristen sind sehr knapp. Deshalb melden wir im Mai das Volksbegehren an und würden dann im September drei Wochen lang dafür Unterschriften sammeln. Wenn wir uns nicht vorher mit der Regierung verständigen.

An vielen Ganztagsschulen knirscht es zwischen Schule und den Trägern der Jugendhilfe. Sie fordern Kooperation auf Augenhöhe. Wie soll das gehen?

Wir fordern ein neues Gremium, ähnlich der Schulkonferenz, in dem auch Erzieher, Eltern und Schüler über die Belange des Schulalltags mit entscheiden. Und wir fordern Vollzeitstellen für die Erzieher, damit sie auch vormittags im Unterricht sind. Erzieher haben einen anderen Blick auf die Kinder. Sie können wunderbar mitgestalten.

Das kostet Geld – so wie Ihre Forderung nach einem Personalschlüssel von einem Erzieher auf 15 Kinder.

Wir haben am Nachmittag meist einen Erzieher für 23 Kinder, manchmal sogar für bis zu 30 Kinder. Für die Ganztagsschulen wurden die Horte abgeschafft, dort gab es aber einen viel besseren Schlüssel. Uns Eltern wurde damals versprochen, dass sich nichts verschlechtert.

Sie fordern auch Küchen, in denen frisch gekocht wird.

Das Essen wird oft schockgefroren geliefert und aufgewärmt. Die Kinder verlieren den Bezug zum Essen. Wir sagen: In jeder Schule sollte ein Koch sein, der auch mitbekommt, wie den Kindern das Essen schmeckt. Das kann eine „Vitalküche“ sein, wo die Zutaten geschält geliefert werden. Die kostet nicht die Welt.

Interessieren sich die Menschen auf der Straße für diese Themen?

Ja. Wenn man ihnen klarmacht: Die Kinder verbringen heute den ganzen Tag in der Schule, deshalb brauchen sie zum Beispiel Ruhe- und Toberäume. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten in dem Großraumbüro, in dem Sie arbeiten, auch noch ihren Feierabend verbringen. Während wir früher im Wald gespielt haben, machen die ihre Welterfahrung in der Schule. Interview: KAJ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen