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Vom guten alten Schlag

Golf Bernhard Langer, 58, fällt bei den Masters auf dem Weg zum größten gerontologischen Triumph noch zurück. Überraschend siegt der Engländer Willett

„Master of Swing“: Auch im 41. Profijahr vermag Bernhard Langer alle zu verblüffen Foto: USA TODAY Sports

von Bernd Müllender

Joe Passov, Chefredakteur des Magazins US Golf, meinte am Samstagabend noch: „Erst wird Langer knurren: ‚Verschwindet von meinem Platz.‘Dann wird er die Youngsterbrigade um Spieth, Kaufman, Matsuyama and Day niedermähen und sein drittes grünes Jackett abholen.“ Seinen dritten Sieg hier bei den Masters in Augusta, Georgia, nach 1985 und 1993, vor Ewigkeiten also, als sich manche Eltern seiner heutigen Konkurrenten noch gar nicht kannten. Sports Illustrated ernannte den 58-jährigen Deutschen ehrfurchtsvoll zum „Master of Swing“.

Am Samstagabend hatten sich Tausende rund um das 18. Loch erhoben und diesen faltengesichtigen Deutschen im zartblauen Pullover mit minutenlangem Applaus gefeiert. Nach seiner 113. Wettkampfrunde auf diesem Platz führte das „golferische Naturereignis“ (Süddeutsche Zeitung) das Klassement an, am Ende des Abends war er aussichtsreicher Dritter. Langer, Profi im 41. Jahr, wollte selbstbewusst siegen: „Ich tät es für die Alten.“ Und fügte obamaesk an: „Ja, ich weiß: Ich kann.“

Gewinnen. Das 80. Masters. Das wichtigste Golfturnier. Als mit Abstand Ältester der Geschichte. Siegersenior bis dahin war der 46-jährige Jack Nicklaus vor 30 Jahren. Es wäre ein gerontologisches Manifest der Sportgeschichte geworden. Mit 58 Jahren gegen diese muskelbepackten geschmeidigen Rotationsmaschinen in den 20ern ein viertägiges Turnier zu beherrschen, mit Technik, Strategie und Raffinesse statt Kraft und gigantischen Weiten? „Wir spielen ein anderes Spiel“, sagte Langer altersweise, „aber man sieht das nicht an den Ergebnissen.“

„Wir spielen ein anderes Spiel, aber man sieht das nicht an den Ergebnissen“

Bernhard Langer

Sie feiern auch anders. Als gleich nacheinander er und der Weltranglistenführende Jason Day, 28, zum spektakulären Birdie eingelocht hatten, gingen sie aufeinander zu – und hätten sich fast verhakt. Langer wollte lachend abklatschen, Day ballte die freundschaftlich erhobene Faust zum Fist bump.

Am Schlusstag spielten Langers Hände wie auch Days Fäuste keine Rolle mehr. Kaum große Fehler, aber die Putts rollten knapp vorbei, kein pushender Glückstreffer gelang. Kurioserweise gingen alle baden, die auf den ersten fünf Plätzen gestanden hatten, Topfavorit und Vorjahressieger Jordan Spieth sogar im Wortsinn: An Bahn 12, mit 145 Metern der kürzesten des Platzes, schlug der Texaner zweimal in den Rae’s Creek, dann in den Sandbunker – und mit einer 7 statt einer 3 schoss er im Tableau nach unten. Binnen einer halben Stunde hatte Spieth komfortable fünf Schläge Vorsprung in einen deutlichen Rückstand verwandelt. „Das waren sehr schwere 30 Minuten, die ich hoffentlich nie wieder erleben werde.“ Spieth wäre mit seinen babyhaften 22 Jahren der jüngste Doppelsieger der Masters-Geschichte gewesen.

Stattdessen die große Überraschung: Danny Willett, 28, aus Sheffield, gewann nach fabelhafter 67er-Schlussrunde, vor seinem Landsmann Lee Westwood und Spieth. Und er war trotz aller Außenseiterchancen offenbar vorbereitet. Nur zum letzten Putt hatte er seinen Sweater abgelegt („mir war warm geworden“), so konnte er schon – welch Zufall – im hellgrünen Shirt einlochen, bevor er später das dunkelgrüne Siegerjackett umgelegt bekam.

Auch Willett hatte großes Altersglück, umgekehrt allerdings. Willett wollte Augusta auslassen, weil das Turnier mit dem ausgerechneten Geburtstermin seines Sohnes kollidierte. Dieser kam jedoch zwölf Tage früher auf die Welt, der spätere Sieger meldete, „alles andere als besonders gut vorbereitet“, als Letzter, zum zweiten Mal erst überhaupt. „Völlig verrückt, alles etwas surreal. So umwerfend alles – das muss erst mal sacken.“ Danny Willett ist jetzt der jüngste Vater in den Majors-Siegerlisten. „Innerhalb von zwei Wochen hat sich mein Leben komplett verändert. Aber ich möchte nicht sagen müssen, welches der schönere Moment war; die Antwort wäre vielleicht nicht politisch korrekt.“

Glückselig: der unvorbereitete Gewinner Danny Willett Foto: dpa

Jordan Spieth, der entthronte Titelverteidiger, kann sich trösten: Ihm bleiben in Augusta unzählige gute halbe Stunden bis zum Jahr 2054, wenn er so alt ist wie Langer heute. Etwas knapper wird es für Martin Kaymer, 31: Seinen miesen Masters-Resultaten der Vorjahre fügte er ein weiteres hinzu. Immerhin schaffte er den Cut mal wieder, war dann zeitweilig Letzter, am Ende blieb Platz 49.

Für Langer, im Endklassement auf Platz 24 abgerutscht, bleibt zweierlei: die Seniorentour in den USA, die er auch gegen Jüngere beherrscht. Und Olympia: Längst gibt es in Fanforen und bei Fachkommentatoren die Forderung an das IOC, die Qualifikationskriterien so zu modifizieren, dass nicht nur Tourspieler, sondern auch der überragende Senior zum Treffen der Jugend der Welt nach Rio darf. Langer sagt: „Es wäre ein Traum. Ich würde furchtbar gerne dabei sein.“

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