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Bauern feiern neue Pflanze für BiogasEnde der Vermaisung

Sie benötigt keine Unkrautvernichtungsmittel, Honigbienen stehen drauf: Die Biogasbranche findet die Silphie „sensationell“.

Findet Freunde bei Bauern und Bienen: die Silphie Foto: dpa

Freiburg taz | Ist das die ersehnte ökologische Alternative zum Energiemais? Landwirte im württembergischen Ostrach-Hahnennest haben einen Weg gefunden, die ursprünglich in Nordamerika beheimatete Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) als Energiepflanze in Mitteleuropa zu etablieren. Von einer „sensationellen Innovation“ spricht bereits Otto Körner vom Fachverband Biogas. Zumal die Pflanze sich nicht – wie manche andere eingewanderte Art – exzessiv vermehrt: „Sie verwildert nicht, sie ist nicht invasiv.“

Bislang sprachen für die Bauern ganz praktische Argumente gegen den Anbau des Korbblütlers als Energiepflanze. Einerseits die hohen Kosten im ersten Jahr, weil die Pflanze in Form von Setzlingen auf das Feld gebracht werden musste. Außerdem, dass die Silphie erst im zweiten Jahr Erträge bringt – den Landwirten blieb also ein Jahr ohne Einnahmen.

Beide Nachteile seien nun beseitigt worden, sagt Ralf Brodmann, einer der Landwirte aus Ostrach. Denn zum einen habe man es geschafft, die Keimfähigkeit des Saatguts auf 90 Prozent zu steigern. Deshalb benötigen die Landwirte keine Setzlinge mehr. Darüber hinaus ist auch das Problem des einjährigen Ertragsausfalls gelöst, indem man im ersten Jahr noch zusätzlich Mais einsät. Ab dem zweiten Jahr wächst die Silphie dann alleine auf dem Feld – und wird so zum Energierohstoff.

Die Erträge auf den 80 Hektar Land, die seine Metzler & Brodmann KG im Jahr 2015 mit der Silphie nach dem Konzept des Vertragsanbaus bestellte, seien vergleichbar denen des Maises gewesen, sagt Landwirt Brodmann. Entsprechend sollen im Jahr 2016 weitere 400 Hektar hinzukommen, mehrheitlich im südlichen Baden-Württemberg, vom Hochrhein bis zur Schwäbischen Alb und dem Allgäu. Aber auch erste Flächen in Bayern sind geplant.

Branche sucht nach Alternativen zum Mais

Seit Jahren sucht die Branche nach Alternativen zum Mais. Nun hat sie Silphie die Chance, für das Biogas jene Akzeptanz zurückzugewinnen, die durch die Vermaisung der Landschaft gelitten hat. Denn mit ihrer gelben Blüte im Hochsommer ist die Energiepflanze für das Landschaftsbild ein Gewinn, ebenso wie für die Bienen.

Sie blüht ab Anfang Juli, in einer Zeit, in der mittlerweile Blüten rar geworden sind. Der Landesverband Bayerischer Imker bezeichnete die Silphie bereits als „richtungweisend“ und hofft nun darauf, dass sie „den Mais als Bioenergie-Monopolist ablösen“ wird.

Eine erhebliche Bereicherung

Anna-Lena Müller

Ähnlich sieht dies auch Agraringenieurin Anna-Lena Müller vom Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig: Für Honigbienen, aber auch für diverse Hummelarten sei die Pflanze eine „erhebliche Bereicherung“.

Ökologisch von Vorteil ist zudem, dass die Silphie – anders als der Mais – ohne Unkrautvernichtungsmittel kultiviert wird, was den Landwirten außerdem Geld spart. Wirtschaftlich interessant ist auch, dass die Pflanzen nicht jährlich neu gesetzt werden müssen. Das spart viele Stunden Arbeit und Maschinenzeiten. Und schließlich ist auch Kunstdünger ab dem zweiten Jahr nicht mehr vonnöten. Allein die Ausbringung des Gärrestes aus der Biogasanlage reicht aus, um die Nährstoffversorgung der Pflanzen sicherzustellen.

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8 Kommentare

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  • Die industrielle Landwirtschaft hat anscheinend wieder was noch Effizienteres erfunden: #Silphie

    Angeblich keine Pestizide, wenig Dünger, keine Neusaat.

    Aber es bleibt Monokulturpflanze mit noch nicht ganz erforschten Nebenwirkungen.

    Die optische Umweltverschmutzung durch Höhenwachstum, also ästhetischer Verschmutzung des Panoramas wird die selbe sein: 3 Meter Höhe!

    Die Verwertung dieser Pflanze durch Insekten per Blütenpollen usw. ist hier nicht erwähnt.

    Ob Rehe u.a. heimische Wildtiere die Silphie unbeschadet verzehren können, ist auch unbenannt hier.

     

    Das größte Problem wird für die Bauern aber wohl die Entsorgung der dadurch überflüssigen Gülle sein. Im #Schweinegürtel #Südoldenburg wird diese neue Pflanze also garnicht einzusetzen sein, will man der Unmenagen an Gülle Herr werden. Alles per LKW zu exportieren wäre sehr umweltbelastend.

     

    Also gilt diie Silphie bloß zur Auflockerung durch gelbe Blüten.

    Dies empfindet man vllt mal als schön, aber eine Umzingelung lässt dies ebenso wenig als attraktiv erscheinen wie gelber Beton.

     

    Die industrielle #Monokultur durch #Massentierhaltung muss beendet werden, bevor #Artensterben und #Bioverlust weiter voranschreiten.

     

    Es wird nicht besser werden, egal was man macht: Biogas kann nur immer noch effizienter werden wollen, also größer, schneller, mehr... :(

     

    #Biogas muss kleiner werden. Großbetriebe als GmbH usw. dürfen keine landwirtschaftlichen Vergünstigungen bekommen, sie sind Industrie.

    Umweltsteuern auf Bioschädigung usw. müssen her!

    #Nachhaltigkeit sieht anders aus.

    https://www.taz.de/!5288062/

     

    #Landwirtschaft #Agrarwende #Tierschutz #Biobauern

  • So schön sich das auch alles anhört : Wenn Silphie ohne Unkrautvernichtungsmittel kultiviert werden kann, werden der Pestizidlobby schon tausend Gründe einfallen, damit die "Energiewirte" Deutschland weiter vermaisen.

    Selbst die Aussicht auf weniger Arbeitsaufwand und Maschinenzeiten werden der Bauernverband und die Saatgutlieferanten Lieferanten ihren folgsamen Bauern ausreden.

     

    "Pflanzen, die nicht jährlich neu gesetzt werden müssen" -das geht gar nicht ! !

  • Auch für diese Agro-Sprit-Pflanze wird wertvolles Ackerland verschwendet werden.

  • Mal abwarten, was daraus wird. Im ersten Jahr ist die Pflanze im Wuchs sehr schwach und kann sich kaum gegen Wildkräuter durchsetzen. In Erfahrungsberichten wird von Empfehlungen für vorherigen Roundup- Einsatz gesprochen. Die Etablierung der Silphie scheint schwer, ihre Mehrjährigkeit, Einsatzmöglichkeit und spätere Robustheit macht sie allerdings interessant.

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    Das klingt fast zu schön um war zu sein. Sieht so aus, als ob es hier hauptsächlich einen Verlierer gibt: Die Genmais- und Pestizidindustrie.

    Aber neben den Bienen viele Gewinner....

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @64938 (Profil gelöscht):

      Die Mais- und Chemielobby wird den Erfolg von Silphie zu verhindern wissen. Dabei werden die (keineswegs korrumpierten, ach wo!!!) PolitikerInnen schon tüchtig helfen...

  • Grundsätzlich richtige Idee. Sorgen macht mir aber, dass hier ein Monopolist durch einen anderen Monopolisten ersetzt wird. Als hätte man aus den bekannten Nachteilen der Monokulturen Nichts gelernt.

    Immerhin, die Blüten sind eine dringend benötigte Verbesserung für die Bienen.