Anne Fromm über den Streik bei "Zeit Online": Guter Journalismus kostet
Die Mitarbeiter von Zeit Online wollen streiken. Sie fordern die gleichen Gehälter und Vertragskonditionen wie ihre Printkollegen. Ihre Entscheidung ist wichtig und geht über die Berliner Redaktion hinaus. Denn obwohl die Onlineableger von vielen Zeitungen und Magazinen heute meist mehr Menschen erreichen als ihre gedruckten Ausgaben, verdienen diejenigen, die den Onlinejournalismus machen, in den meisten Fällen noch immer weniger als ihre Printkollegen.
Das Verlagshaus der Zeit rühmt sich damit, wie gut Print und Online mittlerweile zusammenarbeiten. Schon bald sollen sich die Hauptstadtredaktion der Zeit und die Redaktion von Zeit Online ein Büro teilen. Sie sitzen dann Tür an Tür, verdienen aber unterschiedlich.
Es ist deshalb nur verständlich, dass die Onliner wie die Kollegen der gedruckten Ausgabe bezahlt werden wollen. Zumal es dem Zeit-Verlag gut geht und die Gewinne steigen. Wenn also sowohl Zeit als auch Zeit Online den Erfolg der Marke stärken, wieso profitieren dann nicht beide auch von demselben Gewinntopf? Weil Zeit Online bis vor Kurzem noch defizitär war, argumentiert die Verlagsspitze. Höhere Gehälter könne man sich nicht leisten. Das ist Unsinn.
Und doch bietet der Streik die Möglichkeit, etwas grundsätzlicher zu werden. Trotz ihres Erfolgs werfen viele Onlineangebote bisher kaum Gewinne ab. Anzeigen im Internet bringen weniger Geld ein als in einer gedruckten Zeitung. Vor Bezahlschranken schrecken viele Verlage zurück, weil nur wenig Leser bereit sind, für Onlinejournalismus regelmäßig Geld zu zahlen. Aber guter Journalismus kostet. Und solange keine vernünftigen Finanzierungsmodelle für Online gefunden sind, werden es Onliner schwer haben mit ihrer berechtigten Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit. Wer sich also ärgert über geizige Verlage, sollte sich auch selbst befragen: Was bin ich bereit, für guten Journalismus zu bezahlen?
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