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heute in hamburg„Die Triade des Todes“

Vortrag Der Rüstungsgegner Jürgen Grässlin berichtet, was deutsche Waffenexporte anrichten

Jürgen Grässlin

58, ist Lehrer und Mitherausgeber des Buches „Netzwerk des Todes“ über die deutsche Waffenindustrie.

taz: Herr Grässlin, Sie sind bekannter Rüstungsgegner. Hat Sie schon mal jemand bedroht?

Jürgen Grässlin: Ich bekomme laufend E-Mails und Anrufe. Einige davon könnte man als Morddrohung sehen. Persönlich wurde ich aber noch nie bedroht. Kein Rüstungsunternehmen würde mich liquidieren lassen. Damit wäre ich ein Märtyrer. Angst habe ich nicht, aber ich bin sehr vorsichtig, nehme nie zur gleichen Zeit den gleichen Weg zur Arbeit.

Warum setzen Sie sich neben Ihrem Vollzeitberuf als Lehrer gegen Waffenexporte ein?

Ich wollte Mitte der 1980er-Jahre mit meiner Frau in Afrika eine Schule aufbauen. Aber die hätte über Nacht von Einheiten der Regierung oder der Guerilla zerstört werden können. Wir sind geblieben, wo wir waren: in Sulz am Neckar. In der Nachbarstadt Oberdorf sitzt der Kleinwaffenhersteller Heckler und Koch –den Opferzahlen zufolge das tödlichste Unternehmen Europas.

Inwiefern?

19 von 20 Kriegstoten sterben durch den Gebrauch von Kleinwaffen, also Pistolen und Gewehren. Produktionslizenzen von Heckler und Koch wurden an menschenrechtsverletzende Staaten wie Mexiko oder Saudi-Arabien verkauft. Darüber wollen wir mit dem Rüstungsinformationsbüro, dem größten Archiv der Friedensbewegung aufklären.

Was machen Sie als Aktivist?

Ich habe schon mehrere Bücher über illegale Machenschaften in der Rüstungsindustrie veröffentlicht. Momentan sind acht Strafanzeigen meinerseits anhängig. Drei davon gegen Heckler und Koch, weitere gegen das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesausfuhramt. Sie bilden die Triade des Todes. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat aber nur gegen Heckler und Koch Klage erhoben, weil die Unruhegebiete in Mexiko beliefert haben. Hier schützt eine Behörde die andere.

Kann man kontrollieren, was mit exportierten Waffen passiert?

Die Bundesregierung hat Post-Shipment-Kontrollen eingeführt, also Kontrollen vor Ort. Das ist schwer umsetzbar und setzt zu spät an. Heckler und Koch liefert die Sturmgewehre G6 und G36 in die Türkei. Ich habe dort mit Soldaten gesprochen. Sie sagten mir, dass 80 Prozent der von Soldaten getöteten Kurden durch deutsche Sturmgewehre sterben. Wer exportiert, nimmt billigend in Kauf, dass Waffen wandern.

Interview: Leonie Habisch

Vortrag und Diskussion „Das Netzwerk des Todes“: 19 Uhr, Evangelische Hochschule, Horner Weg 170, Eintritt: 3 Euro

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