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In der Ruhe liegt die Pracht

Stressfrei Als Gartenneuling überfordert von lauter gut gemeinten Ratschlägen? Keine Sorge: Es geht auch entspannt. Anfänger können eine Rundumberatung nutzen

Einfach loslegen, ein bisschen Risiko ist immer Foto: Berit Roald/plainpicture

von Kristina Simons

Auf über 300 Quadratmeter erstreckt sich die grüne Pracht, die Ida Johannson seit gut einem Jahr ihr Eigen nennt: ein paar Obstbäume und Beerensträucher, Stangenbohnen und Kräuter, außerdem jede Menge Zierpflanzen und -sträucher. „Von Gartenarbeit hatte ich vorher ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung“, erinnert sie sich. Ratgeber für den perfekten Garten füllten schnell das Regal, Freunde und Bekannte gaben ihr viele gut gemeinte Tipps, wann sie was anzüchten und einpflanzen solle, wie sie den Boden vorbehandeln und was sie bei der Pflege jeweils unbedingt beachten müsse. „Ich war total überfordert, verstand überhaupt nur die Hälfte und hätte beinahe entmutigt das Handtuch geschmissen. Und dann sagte ich mir, dass man aus dem Gärtnern zwar eine Wissenschaft machen, es aber auch sehr viel entspannter angehen kann – und es vielleicht ja trotzdem wächst und erblüht.“

Viele Regeln sind unwichtig

Diese Einstellung ist ganz im Sinne des Biogärtners Charles Dowding. Er rät dazu, im Garten die eigene Kreativität zu entfalten und sich weniger von scheinbaren Regeln einschränken zu lassen. Sich die Freiheit zu nehmen, mit dem Garten so umzugehen, wie es einem selbst entspricht und am besten gefällt. In seinem Buch „Gelassen gärtnern“ setzt Dowding sich mit 99 Gartenmythen auseinander und erklärt, welche davon ernst zu nehmen sind und welche man am besten ignoriert. „Mein Wunsch ist, die Leserinnen und Leser vor unnötiger Arbeit und unnötigen Kosten zu bewahren“, erklärt er seine Motivation.

Ein hartnäckiger Mythos ist zum Beispiel der, dass man Pflanzen auf keinen Fall in der prallen Sonne gießen darf: Die Sonne versenge die Blätter, wenn ihr Licht durch die Wassertropfen wie durch ein Brennglas auf sie falle. Ungarische Physiker haben sich diese Mahnung 2009 genauer angesehen und festgestellt, dass Wassertropfen auf der Oberfläche eines Pflanzenblattes die Sonnenenergie gar nicht lange und kraftvoll genug bündeln können, um es zu schädigen. Eher verdunstet das Wasser. Für Dowding bestätigten die Forscher damit das, was er seit 30 Jahren tat: trockene Pflanzen auch in der prallen Sonne gießen. Sie haben es ihm gedankt – vor allem schnell wachsende Pflanzen wie Gurken, deren Blätter gerade deshalb nicht verwelkt sind, weil Dowding sie lieber vor dem Vertrocknen schützen als auf den Sonnenstand achten wollte.

Beim gelassenen Pflanzen und Pflegen hilft nicht nur das eigene Gefühl, sondern auch eine gewisse Risikofreude. „Gärtnern, das sollte man nie vergessen, ist ein ewiges Probieren und Studieren“, betont Frances Tophill. „Was in der Theorie funktioniert, kann in der Realität scheitern.“ Pflanzen seien Lebewesen, die ihren eigenen Kopf haben. „Jeder Garten ist anders, Pflanzen wachsen unterschiedlich schnell und Blüten öffnen sich manchmal zu unerwarteten Zeiten.“ Dazu passt auch der Ausspruch des österreichischen Malers und Schriftstellers Oskar Kokoschka: Unkraut ist die Opposition der Natur
 gegen die Regierung der Gärtner.

Selbst ohne eigenes Beet können unerfahrene Gemüseliebhaber entspannt Zucchini, Bohnen und Möhren anbauen und ernten. Die „Ackerhelden“ aus Essen bieten im Dunstkreis 15 deutscher Städte vorbepflanzte, biozertifizierte und 40 Quadratmeter große Mietbeete an. Berliner können sich zum Beispiel solch einen Gemüseacker im Landschaftsschutzgebiet Buschwiesen in Teltow pachten. Die Größe reicht, um bis zu vier Menschen satt zu kriegen. Für die ganze Saison von frühestens Anfang Mai bis spätestens Ende November kostet das Ganze 279 Euro. In mehr als 20 Reihen gedeihen dann bereits Kartoffeln, Mangold, Rauke, Kornblumen, Kapuzinerkresse und weitere Gemüse- und Zierpflanzen.

Zum Vertiefen

Frances Tophill:„Lust auf Garten. Planen, pflanzen und entspannen“. DK Verlag, 208 Seiten, 16,95 Euro

Ackerhelden: „Biogärtnern für Einsteiger“. DK Verlag, 160 Seiten, 14,95 Euro

www.ackerhelden.de (ks)

Hotline für den Garten

Zusätzlich gibt es auf Standort und Jahreszeit abgestimmte Samen und Jungpflanzen, mit denen die Mietgärtner freie oder abgeerntete Flächen gleich weiternutzen können. Rund zwei Stunden sollten sie dafür im Schnitt pro Woche einplanen. Dafür versprechen die Ackerhelden-Gründer Birger Brock und Tobias Paulert ihnen 40 Sorten knackfrisches Biogemüse über die sieben Monate verteilt. „In der Saison 2015 haben unsere Kunden im Durchschnitt Biogemüse im Wert von 657 Euro geerntet“, erzählen sie begeistert.

Als Teil des „Ackerhelden“-Pakets bieten Brock und Paulert außerdem eine Rundumberatung mit ausführlichem Infopaket vor Saisonbeginn, einen Einführungsworkshop auf dem Acker zum Saisonstart, weitere Beratungstermine vor Ort, regelmäßige Newsletter sowie einen Telefon- und E-Mail-Service an. Für diejenigen, die sich noch weiter in das Thema vertiefen wollen, haben die beiden „Ackerhelden“ kürzlich noch ein Buch veröffentlicht und handeln darin von der Planung und Bodenvorbereitung über das Säen, Düngen und Bewässern bis hin zu Ernte und Konservieren ­alles ab, was für Neu-Biogärtner wichtig ist.

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