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Traum vom Comeback

CDU Der Wahlkampf: ein Eiertanz, die Einheit der Partei: wackelig

Die Regierungszeit des instinktlosen Stephan Mappus ist noch nicht vergessen

STUTTGART taz | Seit 1953 ununterbrochen an der Regierung, lange Zeit in absoluter Mehrheit: Mit dieser Macht des Faktischen im Rücken sah sich die CDU in Baden-Württemberg jahrelang als die geborene Regierungspartei. Bis sie 2011 verlor.

Nach fünf Jahren auf der harten Oppositionsbank will die CDU nun zurück an die Macht. Vor allem in den ländlichen Regionen von Baden-Würt­temberg hat sie mit Landräten und Kommunalpolitikern nach wie vor eine mächtige Basis. Auch im Landtag stellt sie die stärkste Fraktion mit den meisten Direktmandaten. Doch der Wahlkampf gegen einen ungewöhnlich beliebten grünen Ministerpräsident unklare Mehrheitsverhältnisse und auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdebatte gleicht der Wahlkampf der Südwest-Union bis­her einem Eiertanz. Dazu kommt, dass im Land die Zeit unter dem instinktlos agierenden Ministerpräsidenten Stephan Mappus auch in bürgerlichen Kreisen noch nicht vergessen ist.

Die Partei hat sich personell seit damals zumindest stückweise erneuert. Sichtbarstes Zeichen ist der Spitzenkandidat Guido Wolf, der in einer Urwahl der Parteimitglieder im Herbst 2014 bestimmt wurde. Der damals weitgehend unbekannte Landtagspräsident setzte sich überraschend gegen den Berliner Politroutinier und langjährigen Landesvorsitzenden Thomas Strobl durch. Seitdem geben beide ein betont harmonisches Führungstandem ab. Eine Lehre, die die Partei aus der ersten Urwahl der Partei von 2004 gezogen hat. Damals setzte sich Günther Oettinger gegen Annette Schawan durch, hinterließ jedoch eine gespaltene Partei.

Doch wegen der sinkenden Umfragewerte fünf Wochen vor der Wahl, wachsen in der Partei die Zweifel am Spitzenkandidaten. Wie wackelig die Einigkeit in der Partei allerdings ist, zeigt, dass Guido Wolf ohne Schattenkabinett in den Wahlkampf zieht. Er will die Einigkeit im Wahlkampf offenbar nicht durch Personaldiskussionen und Postengerangel gefährden. Benno Stieber

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