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Wachstum auf dem Carsharing-MarktTeilen immer gefragter

Der Markt für geteilte Autos nimmt weiter zu, das starke Wachstum lässt nach. Nun sieht der Branchenverband die Politik in der Pflicht.

Immer mehr Menschen nutzen Autos nur ab und zu Foto: dpa

BERLIN taz | Der Carsharing-Markt in Deutschland ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen. 1,26 Million Nutzer waren zum 1. Januar 2016 registriert, wie der Bundesverband CarSharing (BCS) gestern in Berlin mitteilte. Das sind 220.000 Nutzer mehr als im Vorjahr. Die tatsächliche Zahl dürfte aber darunter liegen, da ein Teil der Kunden bei mehreren Anbietern angemeldet ist.

Insgesamt entsprechen die neuen Kundenzahlen einem Zuwachs von 21,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ging das Wachstum damit um gut 16 Prozentpunkte zurück. „Der Zuwachs ist etwas gedämpfter“, sagte BCS-Geschäftsführer Willi Loose. Dennoch sei man mit der Entwicklung zufrieden.

Verantwortlich für das schwächere Wachstum seien unter anderem Anbieterrückzüge aus dem Markt. Gleichzeitig ergaben sich zwischen den verschiedenen Carsharing-Varianten deutliche Zuwachsunterschiede. Während die Kundenzahl bei stationsunabhängigen Angeboten wie DriveNow oder Car2Go um knapp 26 Prozent zulegte, stieg die Zahl der Nutzer von stationsbasierten Diensten nur um gut 13 Prozent.

Die Fahrzeugflotten vergrößerten sich im gleichen Zeitraum um 4,5 Prozent auf insgesamt 16.100 Autos. Zudem nahm die Zahl der Städte und Gemeinden, in denen Carsharing verfügbar ist, um 47 Orte zu und liegt nun bei 537. Auch hier ergibt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Carsharing-Varianten. Während die von Autokonzernen betriebenen vier stationsunabhängigen Dienste nur in 12 Großstädten verfügbar sind, verteilen sich die stationsbasierten Angebote über das ganze Land und erreichen nach BCS-Angaben theoretisch bis zu 37 Millionen Einwohner.

Verband hofft auf Carsharing-Gesetz

Ob der Carsharing-Boom wegen des sinkenden Wachstums bald an sein Ende geraten könnte, verneinte Loose: „Der Markt ist noch nicht gesättigt. Wenn wir weitere Hemmnisse abbauen können, ist da noch deutliches Wachstumspotenzial.“ Zu diesen gehört für ihn unter anderem das sich in Arbeit befindende Carsharing-Gesetz.

So könnten Kommunen zukünftig etwa Parkflächen speziell für Carsharing-Dienste deutlich einfacher ausweisen. „Damit wird Carsharing präsenter und rückt näher an die Kunden heran“, so Loose. Dies sei besonders wichtig. „Wir müssen den Menschen das Gefühl geben, dass sie ohne eigenes Auto genauso mobil sind.“

Wir müssen den Straßenraum intel­ligent nutzen

Oliver Wolff, VDV-Geschäftsführer

Unterstützung bekam er dabei von Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV): „Das Modell Carsharing hat Zukunft. Der Straßenraum ist nicht beliebig erweiterbar, deshalb müssen wir ihn intelligent nutzen.“ Dazu gehört für ihn ein weiterer Ausbau von ÖPNV- und Carsharing-Angeboten. In diesen Bereichen sei die Politik nicht zuletzt aus ökologischer Perspektive noch stärker als bisher gefordert. „Die Bundesregierung ist in der Pflicht, ein ganzheitliches Verkehrskonzept auszuarbeiten. Da reicht eine Förderung für Elektroautos nicht aus.“

Die Elektromobilität fasst dabei im Carsharing-Markt langsam Fuß. Derzeit sind 10 Prozent der Fahrzeuge Elektroautos. Hindernisse beim Ausbau sind laut Loose die hohen Anschaffungskosten – und die Vorlieben der Nutzer. Seien die Flotten gemischt, bevorzugten Kunden die Wagen mit Verbrennungsmotor.

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2 Kommentare

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  • .... nu so wird Umweltschutz wirklich funktionieren ! Menschen müßen mobil bleiben ! Auf Elektroautos umzuschwenken und alles andere so zu lassen wie es ist halte ich für eine Umweltlüge ! Teilen ist der viel bessere Weg, und daß nicht nur in Sachen Auto !

  • > "Der Markt ist noch nicht gesättigt"

     

    ähm, natürlich nicht. wenn ich sehe, an wie vielen leeren blechkisten am strassenrand ich jeden tag vorbeiradle, gibts da noch viel zu sättigen.

     

    in den köpfen muss sich aber dafür auch noch einges ändern. wenn mich autos überholen, werde ich fast täglich angehupt. ich bin schuld und versperre platz, nicht die blechkistenkolonne auf dem parkstreifen.

     

    eigentlich ist es irrsinn, ein so teures ding sein eigen zu nennen, was nicht selten 23 stunden pro tag nur herumsteht. trotzdem trennen sich viele nur ungern davon. wir brauchen auto-verkaufs-prämien und keine kaufprämien.

    ausserdem halte ich 500€ zuschuss für ein fahrrad für viel sinnvoller investiert als 5000€ für ein elektro-auto.