Gefahr durch Elektrosmog?: Strahlende Schulen
Das Bildungsressort will noch mehr Schulen mit WLAN ausrüsten. Der BUND warnt vor gesundheitlichen Risiken, SPD und Linke vor der „digitalen Spaltung“.
Der Arbeitskreis Elektrosmog des BUND weist darauf hin, dass beispielsweise Frankreich WLAN in Kinderkrippen gesetzlich verboten habe, um elektromagnetische Strahlung zu begrenzen. Auch Israel verbiete seit vergangenem WLAN in Kindergärten und Vorschulen, so der BUND. Die Anzahl der Studien, die bedenkliche Wirkungen der elektromagnetischen Strahlung nachweise, nehme zu. Der BUND fordert nun eine „umfassende Aufklärung“ und einen „bewussten Umgang“mit den neuen Kommunikationsmedien ein – der sollte „in Maßen“ und „verkabelt“ geschehen.
2011 hat die Weltgesundheitsorganisation die hochfrequenten elektromagnetischen Felder, wie sie Mobiltelefone ausstrahlen, als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Eine Studie der Jacobs-University Bremen zufolge hat Mobilfunk-Strahlung jedenfalls bei Mäusen dazu geführt, dass Tumore schneller wachsen. Und der weltgrößte Rückversicherer, die Swiss-RE, hat den Mobilfunk 2014 unter die „potentiell höchsten Risiken“ eingereiht. Falls ein direkter Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und menschlichen Gesundheitsbeschwerden hergestellt werden kann, würde dies Tür und Tor für neue Schadensersatzansprüche öffnen, so der Rückversicherer.
Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) konnte ein Zusammenhang zwischen der Strahlenbelastung der Handys und akuten gesundheitlichen Beschwerden bei Kindern zwar „nicht nachgewiesen“ werden. Die Frage der Langzeitwirkung sei aber noch offen, infolge der langen Latenzzeiten von Krebserkrankungen und der vergleichsweise kurzen Zeit der breiten Nutzung der Mobilfunktechnik. Das BfS empfiehlt aber, Handytelefonate bei Kindern „so weit wie möglich einzuschränken“ und die Nutzung von Handys durch Kinder „auf das Notwendigste“ zu beschränken. Die Minimierung der Strahlenbelastung sei für Kinder „ganz besonders wichtig“, so das BfS.
Die Sprecherin des Bildungsressorts, Annette Kemp, sagt, man arbeite „in enger Abstimmung“ mit dem Gesundheitsamt, unterschreite alle gesetzlichen Grenzwerte und setze auf strahlungsarme Technologie.
Das Bildungsressort will mit Mitteln des Bundes in einen flächendeckenden Ausbau der WLAN-Versorgung an Oberschulen und Gymnasien investieren, Kitas bleiben außen vor, in Grundschulen sollen zunächst nur die Lehrerarbeitsplätze „ertüchtigt“ werden. Ein genaues Konzept dafür gibt es derzeit aber noch nicht. Momentan gibt es an 52 von 146 Bremer Schulen WLAN „in unterschiedlichen Ausbaustufe“, so das Ressort. Die Schulen würden aber nur mit WLAN ausgerüstet, wenn sie das auch wollten, so die Sprecherin des Bildungsressorts.
Sowohl Die Linke als auch die SPD-Fraktion warnen in diesem Zusammenhang vor einer „digitalen Spaltung“ in den Schulen und einer Benachteiligung ärmerer SchülerInnen. Bogedan hatte zuvor vorgeschlagen, private Smartphones in den Unterricht einzubinden. Vogt lehnt das ebenso ab wie der SPD-Bildungspolitiker Mustafa Güngör – mit Verweis auf die Lernmittelfreiheit. Bogedans Idee sei „absurd“, so Vogt: „Es müssen alle die gleichen Möglichkeiten haben.“ Man müsse sich auf einheitliche Gerätestandards einigen, so Güngör und sich „kluge Finanzierungsmodelle“ für digitale Endgeräte überlegen, die „von der Schule“ getragen würden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
BSW in Thüringen
Position zu Krieg und Frieden schärfen