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Wo Hamburg seinen Schlamm loswird

Entsorgung Hamburger Hafenschlick wird weiter in der Nordsee versenkt, dazu hat sich Schleswig-Holstein bereit erklärt. Im Gegenzug verspricht Hamburg Maßnahmen zur Sediment-Verringerung

Schleswig-Holstein kommt Hamburg bei seinem Schlammproblem entgegen: Schlick aus dem Hafenbecken kann auch in Zukunft im Wattenmeer verklappt werden. Dafür erhält Schleswig-Holstein eine Ausgleichszahlung von fünf Euro pro Tonne – ohne Obergrenze. Experten des Kieler Ministeriums gehen von ein bis zwei Millionen Kubikmeter Schlick im Jahr aus. Hamburg verspricht, durch Baumaßnahmen im Hinterland des Hafens dafür zu sorgen, dass der Wasserstand steigt und damit die Schlammmenge sinkt.

„Der Handlungsdruck ist groß. Die Schiffbarkeit des Hamburger Hafens ist bereits deutlich beeinträchtigt, weil sich zu viel Schlick ansammelt“, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne), der am Dienstag die Eckpunkte des Plans vorstellte.

Schon seit 2005 wird Hamburger Hafenschlamm in der Nordsee an der Seetonne E3 abgelagert, rund 15 Kilometer südlich von Helgoland und nahe einem Vogelschutzgebiet. Protest kam besonders von Naturschutzverbänden: Der Schlick ist mit Schadstoffen aus dem Hafenbetrieb belastet. Immerhin bleibt das matschige Schüttgut aufgrund der Strömungen an Ort und Stelle, wie Messungen zeigen: Nur direkt an der Schüttstelle und im Radius von 1,5 Kilometern sind die Werte erhöht und Rückstände aus dem Hafenbecken an Schnecken und Muscheln nachzuweisen. Fische scheinen nicht betroffen.

Die Länder hatten mehrere Standorte untersucht, darunter auch solche, die näher an der Elbmündung liegen – was den Transport für Hamburg billiger machen würde. Das natürliche „Schlickfallgebiet“ an der Seetonne blieb am Ende die beste Wahl.

Nach dem politischen Signal aus Kiel muss sich nun Hamburg zunächst formal um die Genehmigung zum Schlamm-Schmeißen bewerben. Ob und wann die Stadt anfängt, die Schlickmengen durch Verlegung von Deichen und anderen Maßnahmen zu verringern, ist derzeit noch unklar.

Esther Geißlinger

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