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Der Ökodiktator – § 1Verbot aller Kunststoffverpackungen

Die weise Regierung der Klimarepublik kümmert sich um ihre Bürger. Ihr Auftrag: Unheil vom Volk abwenden. Ihr Mittel: Verbieten.

Ab dem 30.11.2015 sind alle Kunststoffverpackungen für Lebensmittel im gesamten Herrschaftsbereich verboten. Foto: imago/blickwinkel

Die weise und wohlmeinende Regierung der ersten Klimarepublik des Planeten verkündet folgenden Erlass: Mit Wirkung vom 30. November 2015 sind alle Kunststoffverpackungen für Lebensmittel im gesamten Herrschaftsbereich der Klimarepublik Deutschland verboten. Begründung: Das Ausmerzen der klimaschädlichen Kunststoffindustrie ist eines der obersten Verfassungsziele der Klimarepublik und unerlässlich für ein friedliches und gesundes Zusammenleben aller Bürger*innen jetzt, in der nahen und in der fernen Zukunft.

Wenn der Erlass der Regierung der Klimarepublik dazu beiträgt, der Vermüllung der Ozeane unseres geliebten Blauen Planeten entgegenzuwirken, so ist dies ein unbedingt gewünschter Nebeneffekt.

Durchführungsbestimmungen: Alle Bürger*innen der Klimarepublik werden mit genormten, kunststofffreien Mehrwegbehältern ausgestattet, in denen sie ihre nunmehr nicht mehr in Kunststoffverpackungen verpackten Lebensmittel von den zertifizierten Lebensmittelverkaufsstellen nach Hause transportieren können. Die Behältnisse können ab Montag, 30. November in den Außenstellen der Klimabehörden, in den Ämtern der Kommunen der Klimarepublik, gegen Hinterlegung eines Pfands in Höhe von 100 Euro abgeholt werden.

Zuwiderhandlungen: Wer Lebensmittel in Kunststoffverpackungen verpackt, in Kunstoffverpackungen verpackte Lebensmittel importiert, vertreibt oder erwirbt, wird zu mindestens fünf Jahren gemeinschaftlicher Arbeit zum Wohle des Klimas verurteilt. Hierzu schlägt die weise und wohlmeinende Regierung der Klimarepublik Deutschland Einsätze in gemeinschaftlich organisierten Abrisskolonnen vor, deren Aufgabe es ist, mit einfachen und emissionsfreien Werkzeugen den Rückbau von Produktionsstätten durchzuführen, welche sich bis dato mit der Herstellung von Kunststoffverpackungen für die Lebensmittelindustrie befasst haben.

Die Aufsicht über die Arbeitskolonnen unterliegt der sich aus den Bundeswehr gerade transformierenden Grünen Armee der Klimarepublik.

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7 Kommentare

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  • Und in Zukunft wird mir wohl auch noch das Recht am eigenen Auto zugunsten irgendwelcher Carpooling-Maßnahmen verwehrt und dann muss ich tagtäglich nochmehr Zeit mit meinen verhassten Arbtageitskollegen verbringen, als ich es ohnehin schon aushalten würde. Als ob die Stunden, die wir täglich am Kicker in unserem Start-Up-Loft verbringen nicht schon reichen würden. Oder muss ich direkt auf Bus und Bahn umsteigen, da sie ja wohl auch in Betracht ziehen mit meinen Steuergeldern die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel der ganzen Bevölkerung kostenlos zugänglich zu machen? Blanker Hohn! Vermutlich wollen sie die Garantieansprüche bei technischen Geräten wohl auch drastisch erhöhen? Ich habe aber keine Lust immer mit meinem Drucker zum nächsten Repair-Cafe zu latschen, wo es dann dünnen Kaffee gibt und mir die Maschinenbaustudenten die ganze Technik mit ihrem selbstgebackenen Kuchen vollkrümmeln. Lieber lass ich mir halbjährig nen neuen Drucker vom Lieferfitzen in die Wohnung bringen. Is eh viel billiger als neue Patronen zu kaufen. So, ich muss jetzt einkaufen. Ich geh jetzt zu dm, weil da gibts die Plastiktüten UMSONST! Wäre vielleicht eh ratsam sich ein paar Rollen davon zu bunkern, um wenigsten meinen Enkeln von der schönen Alten Welt zu erzählen. Die sollen auch wissen dürfen wie Plaste sich anfühlt!

  • Mit dem verbieten ist das ja immer so eine Sache. Außerdem werden wir Kunststoff nicht mehr aus unserem Leben raus kriegen.

    Eine Aufteilung der Kunststoffe in Recyclingfähige und nicht recyclingfähige ist da schon wesentlich sinnvoller. Nicht Recyclingfähige Kunststoffe sind auf das minimum zu reduzieren. Ich denke da speziel an PVC. Alle anderen Verpackungsmatierialien sind mit einer Recyclingsteuer zu belgegen welche auch die tatsächlichen recyclingkosten deckt. Gilt auch für Papier, Lacke, Computer, Handys, halt alles was in den Müll gehört. Je einfacher zu recyceln um so geringer die Steuer. Die Abgabe der Altmatierialien ist dann somit Kostenlos bzw. wird für die Mülltonnen nur die Abholung und der Transport zur Recyclingstätte bezahlt. Der Wirtschaft steht dann nach dem Recycling ein kostengünstiger Rohstoff zur Verfügung. Nur so als Vorschlag. Wobei wenn wir es noch nicht mal hin bekommen die Mülltonnen aus Recyclingkunststoff einzusetzen und die ToGo Becher mit ihrem Plastikdeckel überall am Wegesrand liegen kann uns die Plastkverpackung bei Lebensmitteln auch egal sein.

  • Vor der letzten Bundestagswahl haben wir Kampagnen gegen grüne Politik aus rechtskonservativen Kreisen erlebt,die bei vielen Bürgern auch erfolgreich waren,wie die Stagnation und der teilweise Rückgang der Prozente der Grünen gezeigt hat.Zwar waren bestimmte Kreise schon immer Gegner der Grünen,aber diesmal nahm die Ablehnung ,die schon an Hetze heranreichte neue Formen an.Es wurde hämisch berichtet über nicht eingetretene Horrorszenarien,wie dem ausgebliebenem Waldsterben und der Klimawandel wurde zur Glaubensfrage erklärt und einer erneuten Hysterie angelastet.All das ist gefährlich,weil es die notwendigen Aktionen verhindert,die ergriffen werden müssen,um weniger umweltschädigend auf diesem Planeten zu leben.Und das ist möglich und nur darum geht es:Zu begreifen,es geht auch anders,vielleicht nicht so billig und bequem wie bisher,aber auf lange Sicht viel schöner,und nachhaltiger.Von Ökodiktatur sprechen meist Leute,die unter Freiheit Rücksichtslosigkeit verstehen,aber nicht nur.Die Erkenntnis,dass Umweltschutz auch Spaß machen kann und nicht nur gutes Gewissen muss gefördert werden.Ohne Verbote wird,wie die Erfahrung leider gezeigt hat,leider aber nicht gehen.Aufklärung ist meist der Schlüssel.

    • @Markus Müller:

      "Aufklärung ist meist der Schlüssel." ja, aber auch die Übung.

       

      Das Schneuzen mit der Hand ohne Taschentuch will gelernt sein.

    • @Markus Müller:

      Zunächst mal sollten Sie ihre Kampfbegriffe sorgfältiger wählen: Rechtskonservative dürften grundsätzlich entschieden mehr Verständnis für die im Wahlkampf 2013 gescholtene Verbotsaffinität der Grünen haben als z. B. Liberale.

       

      Zum Zweiten war die Schelte berechtigt, da ein Teil der Grünen drohte, in den Totalitarismus abzudriften und insbesondere den Freiheitsbegriff ideologisch zu unterminieren. Denn Freiheit bedeutet zwar nicht notwendigerweise Rücksichtslosigkeit, aber eben auch nicht zwingend Rücksichtnahme: Freiheit ist die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wieviel Rücksicht man nehmen will. Wer aus dem Freiheitsbegriff Alles herausdefiniert, was er für umwelt-, sozial- oder sonstwasschädlich hält, schafft hingegen das Konzept insgesamt ab.

       

      Das soll jetzt nicht heißen, dass ein Gemeinwesen ohne Einschränkungen von Freiheiten existieren müsste oder überhaupt könnte. Aber es ist eben ein fundamentaler Unterschied, ob ich zur Verwirklichung gesellschaftlicher Ziele bewusst Freiheiten einschränke und mich dafür gegenüber den Betroffenen notgedrungen zu rechtfertigen habe, oder ob ich einfach (im Bewusstsein meiner moralischen Überlegenheit, bzw. meiner Fähigkeit "Notwendigkeiten" zu erkennen) politisch inopportune Freiheiten für nichtexistent erkläre.

       

      Diesen Unterschied hatten einige Grünen aus den Augen verloren. Die Priorität der Aufklärung vor der zwingenden Regelung verschwand bei ihnen zusehends, und die Aufklärung wurde zum Beiwerk oder gar Instrument der repressiv durchgesetzten Gestaltung (Propaganda bleibt Propaganda, auch wenn sie einem "guten" Zweck dient). Wer sich einer freien, offenen Gesellschaft verpflichtet fühlt, verdient für derartiges Abdriften einen Nasenstüber, der richtig sitzt. Ich allerdings warte noch auf belastbare Anzeichen, dass insbesondere die grüne Basis diesen Nasenstüber auch beherzigt und ihn nicht bloß auf die vermeintliche(!) Dummheit und Blendbarkeit des Wahlvolks schiebt.

      • @Normalo:

        hervorragend erklärt, ich finde mich in Ihren Worten komplett wieder, was die Umdefinition von "Freiheit" durch diesen Teil des alternativen Milieus betrifft.

  • Humorvolles Eintreten für Recycling könnt doch noch besser und überzeugender gemacht sein.

     

    Zumal wenn es gilt, nicht den ohnehin falschen Eindruck von zwangsläufig sich einstellenden Unannehmlichkeiten aufkommen zu lassen.