: Hungerstreik für Einreise
Balkanroute Anrainer weisen Migranten ab. UNHCR: Völkerrecht verletzt
Das berichten übereinstimmend Flüchtlingshilfs-NGOs auf der Internetkarte „Refugee Volunteer Map“ (www.RefugeeMap.com) und das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR). Viele der Protestierenden sind demnach Kurden aus dem Iran, die auf der „Balkanroute“ nach Westeuropa wollen. Andere stammen aus Bangladesch und Pakistan.
Vor einer Woche hatten die ehemals jugoslawischen Republiken Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien in seltener Einmütigkeit beschlossen, Migranten, die nicht aus vom Krieg betroffenen Ländern wie Syrien, Afghanistan oder dem Irak kommen, nicht mehr über ihre Grenzen zu lassen. Seitdem stauen sich nicht nur an den griechisch-mazedonischen, sondern auch an den mazedonisch-serbischen, serbisch-kroatischen und kroatisch-slowenischen Grenzübergängen immer mehr Flüchtlinge.
Al-Dschasira Balkan berichtet, die Regierungen der Staaten entlang der Balkanroute seien in der mazedonischen Hauptstadt Skopje von der EU aufgefordert worden, nur noch bestimmte Flüchtlinge durchreisen zu lassen. Ob die Aussage von der Regierung stammt, war bis Redaktionsschluss unklar.
Laut UNHCR warteten in Idomeni gestern bereits 1.000 Menschen auf ihre Weiterreise nach Mazedonien. Aufgrund des schlechten Wetters – tagsüber erreichen die Temperaturen im Grenzgebiet 15 Grad, nachts fallen sie auf unter 10 – hält sich die Mehrheit der Flüchtlinge in rund 150 kleinen und ein paar größeren Zelten auf, die Hilfsorganisationen aufgebaut haben. Heizungen gibt es auch in den großen Zelten nicht.
Das UNHCR wirft den Regierungen auf dem Balkan vor, mit ihrer neuen Grenzpolitik das Völkerrecht zu verletzen. „Die Beschränkungen sehen insbesondere so aus, dass die Menschen nach der von ihnen angegeben Staatsbürgerschaft ausgesiebt werden“, sagte ein Sprecher der UNHCR-Zentrale in Genf am Dienstag.
Nach der Genfer Konvention, die sowohl alle Balkanstaaten als auch alle EU-Mitgliedsländer unterschrieben haben, habe aber jeder Mensch das Recht, Asyl zu beantragen – ungeachtet seiner Nationalität.
Rüdiger Rossig
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen