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LIEBESERKLÄRUNGJa zu Olympia in Hamburg

Die kandidatur ist das perfekte Angebot an die Linke: Auf dass SIE sich im Sinne einer multikulturellen Metropole einmischt

Neue Linke lehnen Dinge wie Olympische Spiele ab. Ist doch nur ein Ding der Multis, der Großkonzerne, der Reichen, Schönen und Privilegierten. Linke in der Weimarer Republik hätten das noch anders eingeschätzt: Wenn die Welt – nicht nur mit Erasmus-Stipendien oder durch Wanderarbeiter*innen-Nöte – in eine demokratisch verfasste und gelebte Stadt kommen könnte, will man mitmachen. Die Stadt an sich war mal ein Sehnsuchtsort von Fortschrittlichen, nicht das Land, die Provinz. Babylon sollte wachsen, wenigstens das Babylonische zu Gast sein und für reiche Impulse sorgen.

In Hamburg könnte eine Stadt weitergebaut werden, die noch kriegs- und industrieversehrte Viertel aufweist: den Hafen mit dem Grasbrook, Veddel und Wilhelmsburg, auch das Viertel Hammerbrook, eine Art Berlin-Neukölln bis Sommer 1943, ehe die „Operation Gomorrha“ das proletarische Aufsteigerquartier mit Bomben auslöschte.

Linke und Alternative sollten sich nach Kräften einmischen in diesen Stadtentwicklungsprozess – und 2024 der Welt zeigen, dass man teilhatte an der Verbesserung dieser Metropole, an dem mittat, was man Schönheit der Metropolen nennen muss. Sie sollten sich nicht verweigern, denn das würde ihren Ruf festigen, nur für Karges zu stehen, für das Hässlichkeit in Kauf Nehmende und also nur das auf Graubrot Getrimmte, das Städte so unwirtlich macht.

Die Olympiakandidatur ist der Hotspot linker Politikambitionen. Oder könnte es sein. Hamburg darf nicht den Patriziern und Privilegierten überlassen sein. Man streitet mit ihnen, aber das Geschäft des Schönen ihnen zu überlassen, wäre politisch eine Todsünde.

Keine Stadt unter den Kandidaten verfügt über so viele linke, alternative Szenen. Diese sollten jedem, vielleicht schon 2024, ein Zeichen sein, dass Hamburg zur Konstruktion einer besseren Welt fähig ist. Eine Ablehnung wäre nur ein Symbol – für die innere Provinz. JAN FEDDERSEN

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