piwik no script img

Anschlagserie in ParisSieben Angreifer tot

Der Pariser Staatsanwalt spricht von einem koordinierten Angriff. Die belgische Polizei verhaftet mehrere Personen in Verbindung mit dem Terroranschlag.

Vor dem Unesco-Hauptquartier in Paris der Ruf nach Frieden; im Hintergrund der verdunkelte Eiffel-Turm. Foto: ap

Paris afp/rtr | Bei der Anschlagsserie in Paris sind nach jüngsten Angaben sieben Angreifer ums Leben gekommen und nicht acht. „Sieben Terroristen starben während ihrer kriminellen Handlungen“, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Samstagabend. Einer der Angreifer sei anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert worden: Es handle sich um einen 1985 im Süden von Paris geborenen Mann, der in den vergangenen Jahren acht Mal wegen gewöhnlicher Straftaten verurteilt worden und den Behörden wegen seiner Radikalisierung aufgefallen sei.

Nahe der Leiche eines anderen Selbstmordattentäters sei ein syrischer Pass gefunden worden, sagte Molins. Der 1990 in Syrien geborene Besitzer des Passes sei den französischen Behörden nicht bekannt.

Schwerbewaffnete Angreifer hatten am Freitagabend bei einem koordinierten Großangriff sechs Ziele in Paris attackiert, darunter mehrere Bars und Restaurants und die Konzerthalle Bataclan im Herzen der französischen Hauptstadt. Drei Selbstmordattentäter sprengten sich nahe dem Stade de France in die Luft, wo zum Zeitpunkt der Anschläge ein Freundschaftsspiel der Fußball-Nationalmannschaften Frankreichs und Deutschlands stattfand.

Die Angreifer seien bei den Anschlägen offenbar in „drei Teams“ vorgegangen, sagte Molins. Das Bataclan wurde von drei mit Kalaschnikow-Schnellfeuergewehren und Sprengstoffgürteln bewaffneten Männern attackiert, die in einem „schwarzen Polo“ mit belgischem Kennzeichen vorgefahren seien. Davor war die Rede von vier Angreifern im Bataclan gewesen. Als zweites Tatfahrzeug wurde ein schwarzer Seat identifiziert.

Die Zahl der Todesopfer gab der Staatsanwalt mit 129 an, allein 89 Opfer wurden im Bataclan getötet. Die Opferzahl drohe sich weiter zu erhöhen, sagte Molins: Unter den 352 Verletzten seien 99 Menschen mit besonders schweren Verletzungen.

Nach den Anschlägen hat die belgische Polizei mehrere Menschen verhaftet. Die Aktion stehe im Zusammenhang mit einem Auto mit belgischem Nummernschild, teilte Justizminister Koen Geens am Samstag über Twitter mit. Augenzeugen hatten das Fahrzeug in der Nähe der Konzerthalle Bataclan gesehen.

Die Polizei durchsuchte mehrere Wohnungen im Brüsseler Stadtviertel Molenbeek, wie der Sender RTBF im Internet unter Berufung auf einen Insider berichtete. Fünf Menschen seien festgenommen worden. Die Ermittlungen dauern nach Angaben der Staatsanwaltschaft an. Die Extremistenorganisation Islamischer Staat hatte sich zu den Anschlägen bekannt. Die Person, die das Auto gemietet habe, sei nahe der belgischen Grenze festgehalten worden, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Bitte, liebe TAZ, es ist furchtbar, was geschehen ist. Doch es ist ebenso furchtbar, was dazu geführt hat. Bitte kehrt doch zu der ursprünglichen Idee der TAZ zurück, gute Hintegrundinfos zu liefern und nicht oberflächlich mitzudebattieren.

    An dem was da schreckliches geschehen ist, ist der Westen maßgeblich beteiligt: Der Westen unterstützt die modreaten Syrischen Rebellen. Doch die gibt es nicht. Verschwörungstheorie? Fehlanzeige, das sagt der syrische Erzbischof. Er kritisiert die CIA Unterstützung für die syrischen Terroristen und erklärt, der Westen rede “weiterhin von gemäßigten Rebellen, doch die gibt es nicht: in der Galaxie der bewaffneten Gruppen sind die Soldaten der Syrischen Befreiungsarmee nur mit einer Lupe zu finden. Alle anderen, abgesehen vom IS, haben sich in der Al-Nusra-Front zusammengeschlossen, ein Ableger der Al Kaida in Syrien” http://www.fides.org/de/news/pdf/36905Senator Mc Cain hat letzt den Vorschlag gemacht, die von den CIA unterstützten "syrischen Rebellen" genauso gegen die Russen zu unterstützen, wie damals die Taliban https://www.youtube.com/watch?v=tDFql8eE0TA. Also spätestens damals hat der Westen begonnen, radikale Islamisten zu unterstützen. Und jetzt wundern wir uns, dass der Krieg, den wir überall schüren, zu uns zurück kommt. Selbst der Papst sieht die Anschläge als Teil des 3. Weltkrieges, der wie wir schon lange wissen in der 3. Welt ausgetragen wird: http://www.welt.de/politik/ausland/article148849810/Papst-sieht-Terror-als-Teil-des-Dritten-Weltkriegs.html

    • @Gunter Archiv:

      Ich halte diesen Satz für eine - leider - sehr zutreffende Analyse:

       

      "... wundern wir uns, dass der Krieg, den wir überall schüren, zu uns zurück kommt.".

       

      Wir, die industrialisierten westlichen Gesellschaften, meinen nicht nur, angeblich "unsere" Rohstoffbasis (Stichwort: Öl) sichern zu müssen, nein wir meinen auch, überall unser Modell (Demokratie, Freiheit, Kapitalismus) durchsetzen zu dürfen und zu müssen.

       

      Dabei "vergessen" wir nur allzu gerne, dass wir uns - wie es damals noch hieß - eine "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" unserer Gesellschaften verbitten würden.

       

      Kein Missverständnis, ich bin schon der festen Überzeugung, dass ein fester Kanon bestimmter Menschenrechte (wie bspw. die körperliche Unversehrtheit, die geistige Freiheit, die Gleichberechtigung usw.) überall und in jedem Staat, in jeder Gesellschaft gesichert sein muss; alles, was jedoch an Regelungen, Bestimmungen und Gesetzen darüber hinaus geht, ist nicht die Angelegenheit der westlichen Staaten, sondern ist die alleinige Sache der jeweiligen Gesellschaft, des jeweiligen Staates.

       

      Nur, daß verdrängen wir immer und überall, weil ja "am westlichen Wesen die Welt genesen" soll.

      • 2G
        29482 (Profil gelöscht)
        @Der Allgäuer:

        Also kurze Frage:

         

        Assad: böse nicht unterstützen?

         

        FSA bzw. "gemäßigte Rebellen": nicht unterstützen?

         

        IS: brauchen wir nicht drüber debattieren!

         

        Raushalten? Auch nicht iO

         

        Was kann "der Westen" tun? Sehen wir zu, machen wir uns schuldig, helfen wir, machen wir uns schuldig, unterstützen wir Kurden, Schiitische Garden, Hizbullah: wir machen uns Schuldig.

         

        Was, außer was nicht möglich ist, können wir denn tun?

         

        Bitte Antworten und jetzt nicht: Stoppt Waffenlieferungen und Neliberales Landgrabbing. Ich meine ernsthafte Ansätze.