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Zimmerparty statt Terrorgefahr

SICHERHEIT Berlin nach Paris: Der Innensenator warnt vor Panik, die Bevölkerung ist wachsam

Auch mehr als eine Woche nach den Anschlägen von Paris beschäftigen die Themen Terror und Sicherheit weiterhin die Stadt. Die Sitzung des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus begann am Montag mit einer Aussprache zur Sicherheitslage in Berlin. Innensenator Frank Henkel (CDU) betonte dabei, dass es nach wie vor keine Hinweise auf konkrete Anschlagspläne gebe. Dennoch würden die Sicherheitsbehörden weiterhin mit "höchster Wachsamkeit" agieren. Großveranstaltungen wie Bundesligaspiele oder auch die am Montag an vielen Orten eröffneten Weihnachtsmärkte komme dabei besondere Aufmerksamkeit zu.

Henkel trat am Montag betont besonnen auf. Er wolle "ausdrücklich davor warnen, in Panik zu verfallen und sich von Terroristen das Leben diktieren zu lassen". Gleichwohl würden die Sicherheitsbehörden "alles Menschenmögliche" tun, um mögliche Gefahren abzuwenden. Auch über einen verstärkten Schutz für die Silvesterfeier am Brandenburger Tor werde bereits beraten.

Nicht nur im Parlament, auch in der Berliner Bevölkerung wirken die Anschläge offenbar nach: Wie Polizeipräsident Klaus Kandt mitteilte, gehen seit den Anschlägen vermehrt Hinweise von BerlinerInnen ein, die etwas Verdächtiges festgestellt haben wollen. 60 solcher Hinweise soll es seit Paris gegeben habe, eine mit 70 BeamtInnen besetzte temporäre Einheit kümmere sich darum, diesen nachzugehen. Die Zahl der als verdächtig gemeldeten Gegenstände, etwa herrenlose Koffer an Bahnhöfen, sei seit Paris von etwa einem am Tag auf etwa acht pro Tag gestiegen. Auch hier gehe die Polizei jedem Hinweis nach, so der Polizeisprecher Stefan Redlich.

Viele der Hinweise haben laut Redlich Bezüge zu Frankreich, Belgien oder arabischen Länder. Beispielsweise habe ein belgisches Auto, an dem eine schwarze Fahne mit weißer Schrift angebracht war, für Verunsicherung gesorgt. Bisher habe sich aber jeder Verdacht als unbegründet erwiesen. So hatten etwa Hotelangestellte die Polizei alarmiert, weil sie entdeckt hatten, dass Gäste den Rauchmelder im Zimmer manipuliert und dort mit mehr als den eingecheckten Gästen übernachtet hatten – wie sich herausstellte, handelte es sich aber eher um eine spontane Party als eine Bedrohung für die Berliner Sicherheit. Malene Gürgen

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