Umfrage auf Demonstration: TTIP-Gegner sind alt, gebildet, links
Ist die Bewegung gegen das Freihandelsabkommen TTIP von Rechten unterwandert? Eine Umfrage widerlegt den Querfront-Vorwurf.
Das Institut, in dem sich Wissenschaftler mehrerer Hochschulen zusammengeschlossen haben, hat Teilnehmende der Großdemonstration gegen TTIP am 11. Oktober in Berlin befragt. „Sie sind definitiv nicht rechts“, sagte Mitautor Sebastian Haunss, Politikwissenschaftler an der Universität Bremen, der taz. Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer bezeichneten sich als links oder gemäßigt links, rund 19 Prozent verorteten sich in der Mitte, 1,5 Prozent als gemäßigt rechts und keiner als rechts.
„Die TTIP-Demonstrierenden sind relativ protesterfahren“, ergänzte Haunss. Vier Fünftel gaben an, sich in den vergangenen fünf Jahren an anderen Protesten beteiligt zu haben. Dabei ging es vor allem um die Themen Umweltschutz, Frieden und Flüchtlinge. Bei Wahlpräferenzen kommen Linkspartei und Grüne zusammen auf mehr als 80 Prozent. AfD und NPD spielen mit jeweils 0,3 Prozent kaum eine Rolle.
Entscheidend für das Engagement gegen TTIP sind die Sorge um die Demokratie und vor einer wachsenden Macht von Konzernen. „TTIP wird als nichtdemokratisches Abkommen wahrgenommen“, so Haunss. Solche grundsätzlichen Erwägungen mobilisierten die Leute eher als die vor allem in den Medien vorherrschenden Warnungen vor niedrigeren Verbraucher- und Sozialstandards.
Selbständige und Studierende stark überrepräsentiert
„Im Vergleich zu anderen Demonstrationen sind die TTIP-Demonstrierenden älter und hoch gebildet“, sagte Haunss. Mit 47 Jahren liegt der Altersdurchschnitt über dem der Gesamtbevölkerung, der bei 45,5 für Frauen und 42,8 Jahren bei Männern liegt. Mehr als die Hälfte der Befragten haben einen Hochschulabschluss, fast ein Zehntel einen Doktortitel. Der Anteil der Angestellten, Arbeiter und Beamten entspricht dem der Bevölkerung; Selbstständige und Studierende sind stark überrepräsentiert.
Die wichtigste Organisation für die Mobilisierung zur Demonstration war das Kampagnennetzwerk Campact. 37 Prozent der Befragten nannten es als wichtige Informationsquelle, gefolgt von Attac mit 6 Prozent und weit vor Großorganisationen wie Linkspartei, Grünen oder Gewerkschaften. Für die Studie erhielten Demonstrierende per Zufallsprinzip Zettel mit einem Zugangscode für eine Onlinebefragung. 482 Personen beteiligten sich daran.
Am Montag wird EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in Berlin symbolisch die rund 3,3 Millionen Unterschriften der Bürgerinitiative „Stop TTIP“ entgegennehmen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker weigert sich, die Unterschriften anzunehmen.
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