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Krieg der Kondomisten

SEX Wie viele Höhepunkte kann man mit einem Präservativ haben? Zwei faire Hersteller im Clinch

DÜSSELDORF dpa | Die Sorten heißen „Make Love“ und „Spermamonster“: Das Berliner Unternehmen Einhorn produziert Kondome mit Design und Appell ans gute Gewissen. Fair, nachhaltig und vegan sollen die Präservative sein. Fair – das hat sich aber vor Jahren der Kölner Kondomproduzent Fair Squared auf die Fahnen geschrieben. Der findet die Berliner Gründer Waldemar Zeiler, 33, und Philip Siefer, 32, nicht sehr fair.

Einhorn musste bereits die Behauptung, das erste faire Kondom auf dem Markt zu sein, streichen. Seit diesem Gerichtsstreit bekriegen sich die Kondomisten. Fair Squared habe „schon mehrmals Anwaltspost geschickt“, berichtet Siefer. Die jüngste dieser Streitereien ist nun beim Düsseldorfer Landgericht gelandet. Die drei Richterinnen der Wettbewerbskammer müssen entscheiden, wie viele Orgasmen man mit einem Kondom haben kann. Denn auf der Verpackung der Berliner steht: „1 Tüte à 7 Stück entspricht bis zu 21 Orgasmen.“ Es gehe um „ein Medizinprodukt. Die Anwendung muss schon wegen der HIV-Problematik ganz eindeutig sein. Da hört der Spaß einfach auf“, sagt Oliver Gothe, 46, Chef von Fair Squared.

Die Berliner argumentieren so: „Zum guten Sex gehören bekanntlich zwei, und warum sollte eine Frau bei der Verwendung eines Kondoms nicht zwei Orgasmen haben?“ Nimmt man den Orgasmus des Mannes dazu, sind es drei, bei sieben Kondomen sind das 21 Orgasmen – bei Einmal-Gebrauch.

Doch die Rechnung hat die Richterinnen bislang nicht beeindruckt: Sie erließen eine einstweilige Verfügung gegen den Satz. Einhorn legte Widerspruch ein, in Berlin demonstrierten sogar Sympathisanten und Mitarbeiter der Firma „­gegen Orgasmuslimitierung“ – symbolträchtig auf dem Pariser Platz. Am Dienstag wird der Fall nun vor Gericht verhandelt, stößt Spaßmarketing („Kann Spuren von Feenstaub enthalten“) auf Wettbewerbsrecht. Der Streitwert liegt bei 50.000 Euro.

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